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News: Angst, Faulheit, Dummheit?

Deutsche Haushalte wechseln Internetanbieter kaum

Michael Nickles / 81 Antworten / Flachansicht Nickles

Die Mehrheit der deutschen Haushalte ist ihrem Internet-Anbieter treu, hat noch nie über einen Wechsel nachgedacht. Das ist das erstaunliche Ergebnis einer Umfrage, die von der Europäischen Kommission durchgeführt wurde, geht aus einer Pressemitteilung des Bitkom hervor.

Über die Hälfte, also 55 Prozent der deutschen Haushalte hat noch nie an einen Anbieterwechsel gedacht. 40 Prozent haben ihn lediglich mal erwägt, ihn dann aber doch bleiben lassen. Somit hat bislang nur jeder 8te Haushalt (13 Prozent) den Anbieter gewechselt.

Der Bitkom erklärt, dass der Wettbewerb der Internet-Anbieter hoch ist, die Zahl der wechselnden Haushalte aber dennoch nur langsam steigt. 2010 waren es 10 Prozent, 2011 gerade mal 13 Prozent. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder resümiert, dass die geringe Wechselquote zeigt, dass die meisten Deutschen mit ihrem Internetprovider zufrieden sind.

Im europäischen Vergleich sind die Deutschen dabei sogar noch sehr wechselbereit. 58 Prozent der EU-Bürger hat noch nie drüber nachgedacht, den Internetanbieter zu wechseln.

Michael Nickles meint: Dass die geringe Wechselquote mit Zufriedenheit zusammenhängt, wage ich schwer zu bezweifeln. Es ist eher eine Mischung aus Bequemlichkeit, Angst und Dummheit.

An der Bequemlichkeit sind die meisten Internetanbieter selbst schuld. Wer hat schon Bock, 20 Seiten Kleingedrucktes zu lesen um zu kapieren, dass das Sternchen auf irgendeinen Haken beim Angebot "Internet-Flat nur 4,99 Euro im Monat *" hinweist.

Angst, weil viele die grausamen Geschichten aus der Bekanntschaft kennen. Beispielsweise, wenn die Telekom sich monatelang geweigert hat, eine Umschaltung durchzuführen und deshalb nichts mehr ging.

Angst, dass man vielleicht fast zwei Jahre doppelt blechen muss (den alten und den neuen Anbieter), weil das mit der angeblich möglichen "Vertragskündigung" doch nicht funktioniert hat.

Und Dummheit wegen totaler technischer Unkenntnis. Auch ich habe in der Nachbarschaft eine Bekannte, die Internet und Telefon bei der Telekom hat und dafür glaub 70 oder 80 Euro im Monat zahlt. Sie ist wegen Homeoffice-Arbeit auf Telefon und Internet angewiesen.

Und sie ärgert sich dauernd, dass das Empfangen und Verschicken von Emails immer so ewig dauert. Sie hat halt bei der Telelom nur DSL-Light (ca 300 KBit/s). Aber: es funktioniert!

Ihrem Mann (im gleichen Haus) war das lahme Internet zu blöd. Er hat sich deshalb Kabel Deutschland Internet/Telefon (32 MBit/s) für 30 Euro / Monat geholt. Im Haus gibt es also sauschnelles Internet, aber im Arbeitszimmer der Frau wird weiterhin an die Telekom geblecht.

Alle "Bekehrungs- und Erklärungsversuche", dass das Unsinn ist, sind kläglich gescheitert. Es bleibt wie es ist. Anmerkung: Das Zahlenmaterial in der Bitkom-Pressemitteilung ist leider wieder mal sehr verworren beschrieben. Hier der Originaltext:

"In über der Hälfte (55 Prozent) der Haushalte ist noch nie über einen Wechsel nachgedacht worden. In 40 Prozent wurde zwar mit diesem Gedanken gespielt, aber nur jeder achte Haushalt (13 Prozent) hat tatsächlich schon einmal den Provider gewechselt."

55 Prozent plus 40 Prozent sind 95 Prozent. Wie der Bitkom dann auf verbleibende 13 Prozent kommt, weiß ich nicht.

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D'Accord, dacard ;-) Olaf19
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RogerWorkman schuerhaken „Deutsche und andere weniger gebildete Anwender“
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Du triffst es auf den Punkt.
Ergänzend möchte ich hinzufügen: Warum wechseln viele den Anbieter nicht ? Das hat viel mit Bequemlichkeit und auch Bedenken (Angst?-Ängstlichkeit) zu tun. Diese Punkte sind nicht angeboren, sondern basieren auf Sozialisation und Erfahrung, oder auch auf deren Mangel.

Wenn wir Lebensmittel kaufen, so vertrauen wir im Großen und Ganzen darauf, das diese für den Verzehr in Ordnung sind. Man muß nicht Bauer sein, um z.B. Mehl oder Milch kaufen zu können.

Bei der IT-Technik und besonders bei DSL-Verträgen kann man den Produkten nicht vertrauen. Die Anbieter verwirren den Verbaucher durch sehr unterschliedlichen Leistungsmerkmalen und auch sehr unterschiedlichen Verträgen. Und, wie oben beschrieben, auch durch unabsehbare Zusatzkosten. Was muß man als 71jähriger alles lernen und bezahlen um ins WWW zu kommen? Siehe Beiträge Waldschrat70. Gegen Faulheit junger Leute habe ich auch was, allerdings macht die Servicewüste Deutschland es Unwissenden nicht leicht ins Netz zu kommen. Gute Ansätze gibt es bei kleinen Computerhändlern, auch Anbietern wie Telekom, Vodaphone oder 1+1 usw. Man kann sich den Service nachhause bestellen, aber nicht grundsätzliche Strucktur-Versorgungs-Probleme abseits der Ballungszentren lösen lassen. Dazu braucht man kreative Köpfe, die mit Wissen und Können gegen Bezahlung Probleme lösen. Wer will heute noch was bezahlen?

Früher war jedem klarr, wenn man in ein Haus abseits mit Plupsklo einzieht, dann wird es wohl nicht so bald was mit der öffentlichen Kanalistion. Auf dem Land schreien aber viele nach dem DSL. Meiner Meinung ist das nicht die Aufgabe der Staates, Plumpsklo abzuschaffen und DSL über 20km hinterm Baum zu legen. UMTS und LTE schließen bequem die Lücken. Selbst im "Försterhaus" kann man mit geeigneter Technik mehr als je zuvor den Anschluß ans Netz realisieren, nur das wissen eben nicht die "dummen" Verbraucher.




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