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News: Reform statt Abzocke gefordert

Piratenpartei kämpft gegen geplante GEZ-Optimierung

Michael Nickles / 25 Antworten / Flachansicht Nickles

Der Plan für eine baldige Optimierung der GEZ-Abzocke (siehe Bald volle GEZ-Gebühr für PCs und Handys?) wird zunehmend kritisiert. Vor wenigen Tagen hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) in einer Pressemitteilung veröffentlicht, dass man das neue geplante GEZ-Gebührenmodell als "künstlichen Wachstumshemmer für die gesamte Internetbranche in Deutschland" betrachte (siehe Neuplanung der GEZ-Gebühr soll mobiles Internet bremsen).

Jetzt hat auch die Piratenpartei sich in einer Pressemitteilung konsequent gegen die geplante Änderungen der Rundfunkgebührenerhebung ausgesprochen.

Statement der Piraten: "Das Internet ist für viele Nutzer ein unverzichtbares Medium geworden. Es sollte daher ohne Hürden für jeden Interessierten zur Verfügung stehen.".

Auch sei die universelle GEZ-Gebühr für Internet PCs und Handys nicht vertretbar, das die öffentlich-rechtlichen Internetangebote nur einen minimalen Bruchteil der gesamten verfügbaren Informationen des Internets darstellen. Völlig inakzeptabel ist für die Piraten auch die geplante Umkehr der Nachweispflicht. Dadurch wird allen Haushalten, die bislang keine GEZ-Gebühren zahlen einfach unterstellt, dass sie im Besitz eines Rundfunk-empfangstauglichen Geräts sind.

Nico Kern, Rechtsanwalt und Spitzenkandidat der Piratenpartei bei der kommenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen: "Diese Umkehrung der Beweislast stellt eine Veränderung von Rechtsprinzipien dar. Sie kann unmöglich akzeptiert werden. Dass die Beweislast beim Klagenden liegt, ist ein wichtiges Grundprinzip, das nicht aufgegeben werden darf."

Aus Sicht der Piratenpartei ist Deutschland noch Lichtjahre von einer flächendeckenden Versorgung mit schnellen Breitbandinternetzugängen entfernt. Vielerorts wird noch mit Modems gesurft, die gerade mal eine Geschwindigkeit von 56 Kbit/s ermöglichen - "TV-Empfang" ist damit witzlos.

Somit sollen viele Bürger zum Zahlen für öffentlich-rechtliche Internet-Inhalte gezwungen werden, die sie gar nicht brauchbar nutzen können. Immerhin: in der ARD/ZDF-Mediathek lässt sich bei der Streaming-Geschwindigkeit auch "Modem" einstellen - was dabei rauskommt ist allerdings weit von erträglicher Qualität entfernt.

Die Piratenpartei fordert eine grundlegende Reform des momentan angewendeten Gebührenmodells statt einer ungerechtfertigten Erhöhung und Ausweitung der Beitragspflicht.

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GEZ Olaf19
mawe2 Olaf19 „GEZ“
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Hi Olaf,

Du sprichst mir aus der Seele...

Selbst wenn man unterstellt, dass alle Menschen in ihren privaten vier Wänden das Fernsehen nutzen, finde ich es eine Ungeheuerlichkeit, dass das dann auch für gewerbliche PC-/Internet-Nutzer unterstellt wird. Die Verantwortlichen gehen tatsächlich von der maßlos arroganten Position aus, dass natürlich Max Mustermann in seinem kleinen Gewerbebetrieb (und alle seine Mitarbeiter) auf den Firmen-PCs Fernsehen guckt.

Die Arroganz der Herrschenden geht tatsächlich soweit, dass sie denjenigen, die mit echter (anstrengender) Arbeit die Steuergroschen erwirtschaften, die den Politikern das Überleben sichern, unterstellen, sie würden statt zu arbeiten den ganzen Tag fernsehen...

Den Gewerbetreibenden zu einer Fernseh-Zwangsabgabe zu verpflichten, heißt doch, "den Ast absägen, auf dem man sitzt..."

Denn wenn Max Mustermann dann wirklich in seiner Firma nur noch fern sieht, kann er kaum noch Steuergelder für die Politiker erwirtschaften. Aber diesen Zusammenhang können sich die Entscheidungsträger einfach nicht vorstellen, dazu sind sie geistig einfach zu arm (vielleicht vom vielen Fernsehen?).

Das Problem der Rundfunkgebühren (-pflicht) bzw. der Abschaffung derselben wird aber an dem Fakt scheitern, dass es praktisch eine (über-) große Mehrheit gibt, die sich sagt: "Was geht's mich an? Ich schaue Fernsehen, ich zahle Gebühren, ob das nun eine Haushaltspauschale oder eine geräteabhängige Gebühr ist, ist mir egal."

Diese Mehrheit liegt irgendwo bei 98 oder 99 %. Dass es vielleicht 2 % der Menschen gibt, die sich die intelligenterweise gegen Fernsehen und für eine andere Art der Informationsversorgung entscheiden, geht schlichtweg unter.

Selbst wenn es nicht die Politiker (also die Ministerpräsidenten) unter sich ausmachen würden sondern wenn es eine demokratische Entscheidung dazu gäbe (z.B. ein Volksentscheid), würde ganz sicher die geplante Änderung durchgewunken werden, weil eben das Fernsehen immer noch 98 % aller Köpfe beherrscht und manipuliert.

Gruß, mawe2

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