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Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???

schnaffke / 16 Antworten / Baumansicht Nickles

Hallo allerseits, meine Tochter hat mal wieder eine zwingende Frage, die ich ihr auch mit Hilfe von"Tante Google" nicht recht beantworten konnte.
"Wer hat eigentlich die Notenschrift erfunden?"
OK, jeder weiß, was Noten sind, wenige können sie lesen, ich selbst hab nur noch Bruchstücke aus meiner Grundschulzeit parat.
Meine Tochter geht seit einem halben Jahr zum Klavierunterricht, sie will das lernen, entwickelt einen Ehrgeiz, den ich nie hatte, lernt sogar freiwillig täglich, ohne dass ich was sage. Und nun diese Frage.....
Ist vielleicht einer unter euch, der sich mit der Geschichte der Notenschrift auskennt?
Ich hab immer nur gehört: Noten sind international, egal welchem Volk oder welcher Nation du ein Notenblatt gibst, kann dies gelesen und gespielt werden, egal welcher Herkunft.
Aber irgendwoher muß es doch kommen?
Ich hab, wie gesagt, schon viel gegoogelt, aber so ein Tip von einem Musik/Noten/Geschichts-Kenner wäre schon hilfreich.
Ein Link zu einer Seite, die sich mit Musikgeschichte auseinandersetzt, wäre auch nicht schlecht.
Gruß Schnaffke


 

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rill schnaffke „Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???“
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Bei solchen Fragen gebe ich einfach "Erfinder der Notenschrift" z. B. bei Google ein und bin tatsächlich auf Guido von Arezzo gekommen, siehe auch hier.

Leider spiele ich kein Instrument und kann auch (kaum) Noten lesen. Der Dirigent Daniel Barenboim sprach einmal in einem Interview davon, "welch' große Freude es ist, eine Sinfonie zu lesen" ... ich glaub's ihm.

Ich höre überwiegend klassische Musik und manchmal habe ich trotz meines laienhaften Verständnisses für Musik das Gefühl, daß eine Note falsch gespielt wurde (bei einer LP-/CD-Aufnahme!). Es ist bekannt, daß der große Geiger Heifetz einige (sehr wenige) Schallplattenaufnahmen, wo er eine Note nicht richtig traf, nicht korrigierte und sie so veröffentlicht wurden. Ihm war Spontanität wichtiger und er wollte wohl nicht als "unfehlbar" gelten.

Vielleicht kann Olaf19 was dazu sagen ...


rill

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Spacebast schnaffke „Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???“
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Die Notation hat sich aus den sog. "Neumen" (mhd?) entwickelt. Diese bildeten ursprünglich Handzeichen ab, d.h. die einfache Darstellung einer Tonfolge mit der Hand (stufenweise hoch und runter). Allerdings ist die Internationalität von Noten begrenzt. In der klassischen Musik bei uns gibt's pro Tonleiter 8 Töne (bspw. 440-880 Hz = a) die eine Oktave bilden. Zwischen den einzelnen Tönen liegen die Halbtöne, bspw. beim Klavier.
Genau genommen (rein rechnerisch und auch ursprünglich nicht) ist es aber nicht das gleiche, einen Halbton von bspw. c aufwärts (=cis, #c) und d abwärts (=des, bd) zu spielen.
Die Tonsysteme von afrikanischen Naturvölkern oder im arabischen Kulturkreis sind völlig anders. Häufig werden hier Vierteltöne oder noch feinere Nuancen unterschieden. Übrigens auch in der modernen Musik (Stockhausen bzw. post-Schönberg).

Böser Biber Bocki benagte Bären Bummis breitstämmigen Buchenbaum bis Buchenbaum brach.
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schnaffke Nachtrag zu: „Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???“
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das hilft schon viel weiter.
Dass es in der arabischen Welt eine andere Notenschrift gibt, wußte ich nicht. Da hab ich ja wieder Stoff zum googeln.
Danke noch mal,
Schnaffke

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Spacebast schnaffke „Danke euch beiden...“
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Da hast Du was falsch verstanden. Die Tonsysteme sind verschieden, mit unserem Noten ist es einfach unmöglich z. Bsp. traditionelle afrikanische Klänge zu notieren, da unser System eben nur Halbtöne "zulässt". Unser Notensystem ist auch für zeitgenössische Komponisten unzureichend (bspw. Stockhausen).

Böser Biber Bocki benagte Bären Bummis breitstämmigen Buchenbaum bis Buchenbaum brach.
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schnaffke Spacebast „Danke euch beiden...“
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Hallo, ich denke, ich hab das nicht ganz falsch verstanden. Also wenn ich dich richtig verstehe, gibt es in orientalischen Ländern eine andere Notation, die auch "Zwischentöne" erfasst, also Töne, die in "unserer" Notation zwischen zwei Halbtönen liegen oder fließend sind, weshalb uns orientalische Klänge auch eher fremd erscheinen.
Ich finde das sehr interessant.
Gruß Schnaffke

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rill schnaffke „@ spacebast“
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Hier gefunden:

[zitat]
Oktave
Eine Oktave entspricht der Verdoppelung der Frequenz. Ausgehend von der griechischen Musik des Altertums teilt man eine Oktave in acht Volltöne ein, im Mittelalter kamen in Europa fünf Halbtöne hinzu. Damit ergaben sich zwölf gleich weit voneinander entfernte Töne.
Die arabische Musik teilt die Oktave in siebzehn, die indische in zweiundzwanzig Töne ein.
[/zitat]

Ich konnte mich erinnern, daß die indische Musik noch feiner in den Abstufungen der Töne ist.

Ich weiß auch nicht warum, aber ich stehe auch auf arabische Musik - weniger traditionelle, mehr moderne arabische Popmusik (einige 100 MP3s auf meiner Festplatte!).

"Aïcha" von Cheb Khaleb kennt wohl jeder.
Ich geb´ mal ein paar Anhörtipps - alle auf Mazika verfügbar (Interpret/Album/Titel):
Amr Diab -> Awedony -> We Ghalawtek
Amr Diab -> Noor Al Ain -> Noor Al Ain
Diana Haddad -> Amaneah -> Amaneah
Yuri Mrakadi -> Arabiyon Ana -> Arabiyon Ana
Rachid Taha -> Daiwan -> Ya Rayah
Elissa - Bedy Doob -> Bedy Doob
Hisham Abbas -> Habeeby Dah -> Habeeby Dah
Pascale Machaalani - Nour El Shams -> Nour El Shams
Nawal Al-Zoughbi -> El-Layaly -> El-Layaly
Dania -> Dania 2 -> Efraho Ghano.

Aus mir unbekannten Gründen gibt es einen starken spanischen Einfluß auf die arabische Popmusik - das ergibt eine höchst interessante Mischung aus arabischen Klängen mit Flamenco-Tönen! Stellvertetend: Gruppe Alabina und Sängerin Elissa.

Wer "Black Hawk Down" kennt ... geniale Verarbeitung von arabischer Musik beim Soundtrack durch Hans Zimmer, teilweise arabische Originaltitel (u. a. Rachid Taha).

rill
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schnaffke rill „Zwischentöne und arabische Musik“
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Danke für die Antwort, Rill, deine Antworten sind irgendwie immer lesenswert. Ich höre im Moment besonders gern Musik von Hans Zimmer und Lebo M., ich finde diese afrikanischen Einflüsse so klasse. Habe mir kürzlich die CD "The Power of one" ersteigert (Soundtrack, zwei Jahre vor König der Löwen). Das könnte ich mir stundenlang anhören.
Gruß und danke noch mal auch an die anderen.

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rill schnaffke „Zwischentöne und arabische Musik“
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Ich war mit meinen arabischen MP3s seinerzeit bei Napster mit dabei. Es ist unglaublich, wie oft ich per Message von Arabern angesprochen wurde, meist auf arabisch (mit lat. Buchstaben). Mitunter ganze Nächte hindurch habe mit Leuten aus aller Welt (USA, Mexiko, Italien, Australien, Holland ...) Messages ausgetauscht. Diesbezüglich war Napster unvergleichlich, Napster hatte zum Schluß über 60 Millionen Mitglieder!

Dank Internet/Napster/MP3 habe ich mir an die 20 CDs und einige DVDs mit arabischer Musik gekauft. Die DVD vom legendären Pariser Konzert mit Cheb Khaled, Rachid Taha und Faudel (u. a. mit "Aïcha") habe ich mir bei Amazon.fr besorgt.

Ein sehr schönes Album ist z. Z. in den "World Music" Abteilungen von Cheb Mami erhältlich, Hörprobe aus "Dellali".



rill

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Prosseco rill „Zwischentöne und arabische Musik“
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****Aus mir unbekannten Gründen gibt es einen starken spanischen Einfluß auf die arabische Popmusik - das ergibt eine höchst interessante Mischung aus arabischen Klängen mit Flamenco-Tönen****

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Sogar du kannst die Arabische Melodien auch mit ins Spanische singen. Mein Schwager ist Araber und da kenne ich mich auch mittlerweile aus. Das verbinden ist nicht nur Flamenco wie es die Gipsy Kings auch taten, sondern es gab verschiedene Kuenstler. Nancy Ajram als beispiel ist eine bekannte.

Gruss
Sascha

Das ist keine Signatur. Sondern ich putz hier nur
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REPI rill „Zwischentöne und arabische Musik“
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da kann ich noch das empfhehlen:

Arabic Pop - Cheb Khaled - Sidi Mansour (Ya Baba)
http://www.youtube.com/watch?v=1WXwY66BrNA



Es empfiehlt sich immer, etwas Linux im Hause zu haben.
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gelöscht_84526 REPI „da kann ich noch das empfhehlen: Arabic Pop - Cheb Khaled - Sidi Mansour Ya Baba...“
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Huch! Da ist ein Thread aus dem Jahr 2003 wiederbelebt worden. Ist manchmal recht interessant hier... :-))

Gruß
K.-H.

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REPI gelöscht_84526 „Huch! Da ist ein Thread aus dem Jahr 2003 wiederbelebt worden. Ist manchmal...“
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Stimmt, zumal, wenn solche Metusalems dann auf dem Brett an erster Stelle erscheinen und man auf das Eröffnugsdatum nicht achtet!

Es empfiehlt sich immer, etwas Linux im Hause zu haben.
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Herman Munster schnaffke „Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???“
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...und was meint, ihr, wie schräg ein chromatisch gestimmtes Cembalo klingt? Oder, wer ist mal im Kabel auf die ausländischen Sender aus dem arabischen Raum bestoßen, wenn die mal Musik brachten? Das klingt in unseren westlichen, auf die "wohltemperierte" Instrumentenstimmung eingestellten Ohren irgendwas von "schräg" bis "die ham ein anner Klatsche". Das ganze Orchester spielt genau dasselbe, aber einige mit um eine Nuance höher oder tiefer gestimmten Instrumenten. Die halten das für "virtuos", für uns ist das im einfachsten Falle "gewöhnungsbedürftig.

Es existieren eine ganze Reihe von Methoden, ein Instument auf bestimmte Töne (=Frequenzen) zu stimmen, damit die alle zusammen einen "Wohlklang" ergeben. Zu Zeiten J.S. Bachs waren noch ein paar "chromatisch" gestimmte Instrumente in Gebrauch, der "Umzug" auf die "temperierte" Stimmung war so gut wie vollzogen. Höre z.B. "Das wohltemperierte Clavier" von eben jenem J.S.Bach. Da kommen alle Tonarten mit allen Übergängen drin vor, aber nicht als rein akademische Aneinanderreihung, sondern in einen ausgesprochen schönen Melodiebogen verpackt. Wenn mich der Schul-Musikunterricht noch korrekt im gedächtnis begleitet, dann zeugt der bekannte, geschwungen-verschnörkelte Notenschlüssel am Anfang einer jeden Notenzeile noch von diesem Übergang zu unserer "modernen" Instrumentenstimmung. Halt, um den Musikern zu sagen, wie die Instrumente gestimmt werden mußten, damit das so klingt, wie der Komponist es sich vorgestellt hat.

Die Notenschrift, wie sie heutzutage weltweit benutzt wird, hat aber auch Konkurrenz. Es gab z.B. unter einer ganzen Reihe von alten Jazz- und Country-Musikern massenweise Iconen ihrer Musikgattung, die zwar täglich neue Musik spielten und erfanden, aber nicht eine einzige Note (in üblicher, klassischer Darstellung) lesen konnten. Deswegen wurde in Nashville von vielen Plattenfirmen dort eine neue, einheitliche Notenschrift erfunden, die auch von solchen Leuten nach kurzer Eingewöhnungszeit vom Blatt gespielt und zu Papier gebracht werden konnten, denen "Noten" nichts sagten. Es war - und darauf war die Sache abgestellt - sehr viel schneller erlern- und einsetzbar. "Universell" mußte sie nicht sein, da sie nur für recht wenige Musiktypen geeignet sein mußte. Den Namen hab ich leider vergessen.

Nur so war es möglich, daß der eine Musiker auch von anderen komponiertes spielen konnte, ohne selber "Noten" zu können. Bzw. andere Berufsmusiker so Stücke von einem Noten-unkundigen Urheber spielen konnten, der bis dahin nur im Kopf komponierte und dann rein aus dem Gedächtnis spielte und es gab nie eine papierne Form davon.

Ich meine, diese Notations-Methode ist in Nashville noch zu Elvis´ Zeiten tagtäglich in Benutzung gewesen bis dann so viele Musiker nachgewachsen waren, die "Noten" von Grund auf gelernt hatten und vom Blatt spielen konnten.

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MenschMartin Herman Munster „...und was meint, ihr, wie schräg ein chromatisch gestimmtes Cembalo klingt?...“
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Es handelt sich um das Tabulaturensystem (Griffbrettsystem), auf dem die zu drückenden Saiten gekennzeichnet sind. Da auf den Griffbrettern (Gitarrenhälsen) in Halbtonschritten Stäbe eingearbeitet sind, lassen sich darauf alle Melodien und Akkordgriffe notieren.
Auch später noch gab und gibt es Musiker, die ohne Noten und ohne Tabulatur auskommen - sie spielen "nach Gehör".
MenschMartin

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eiseimer schnaffke „Wer hat eigentlich die (Musik) Noten erfunden???“
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Aus mir unbekannten Gründen gibt es einen starken spanischen Einfluß auf die arabische Popmusik
Ich bin kein Musikwissenschaftler, aber Spanien stand über 700 Jahre unter arabischer Herschaft (Mauren). Da wird sich manches in der Kultur vemischt haben.
Fällt mir jetzt erst auf: Thread von 2003. ist der durch die Hitze hier reingerutscht?.
Das Leben ist schon ernst genug, da muss man mich nicht auch noch ernst nehmen.
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Ma_neva eiseimer „ Ich bin kein Musikwissenschaftler, aber Spanien stand über 700 Jahre unter...“
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ist der durch die Hitze hier reingerutscht?. sicherlich fängt es an zu schmelzen :-), so rutscht dann manches mal rein, kommt eben darauf wie es liegt *LoL*.
Macht doch nix, ist ja doch nur was zum Lernen was nie überholt oder alt wird, eben was dauerhaft gültiges wie Addition (Mathematik) oder Periodensystem (Chemie) usw.:-).

Gruß
Manfred
Das Genie tut was es muß, das Talent tut was es kann
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