Ich bin mit klassischer Musik groß geworden. Etwa zwei Drittel meiner CDs sind klassisch. Ein Schwerpunkt liegt bei mir auf dem 19. Jh., besonders Wagner. Bei ihm vorwiegend das Spätwerk, also Ring des Nibelungen, Meistersinger von Nürnberg, Parsifal, Tristan und Isolde. Nicht so stark finde ich Tannhäuser und Lohengrin. Ganz hübsch ist auch Der fliegende Holländer, aber hätte Wagner in diesem Stil weiter komponiert, wäre er längst nicht so berühmt geworden... die großen Würfe kamen viel später.
Ein imho weit unterschätzter, viel zu wenig beachteter Komponist des ausgehenden 19. Jh. ist der Finne Jean Sibelius. Sieben Sinfonien, ein Violinkonzert, ein Streichquartett, zahlreiche sog. Sinfonische Dichtungen, viele schöne Lieder - lohnt sich wirklich.
Mit Musik des 20. Jh. hatte ich im Rahmen meines Kompositionsstudiums viel zu tun - logischerweise. Bei vielen Werken fehlt mir aber die Sinnlichkeit. Eine totale Verwissenschaftlichung, wie sie sich in der Neuen Wiener Schule von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton von Webern schon langsam andeutet, läuft imho dem Sinn und Zweck von Musik zuwider.
Deswegen höre ich lieber Musik z.B. von Penderecki, Ligeti oder Dutilleux. Und nicht zu vergessen Arvo Pärt, der allerdings eine ziemliche Sonderstellung im 20. Jahrhundert einnimmt.
Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass ich Musik am liebsten zuhause höre, von CD. Diese eng zusammengepfercht korrekt gekleidet im Saal Sitzerei behagt mir gar nicht. Außerdem werd ich den Verdacht nicht los, dass für viele Besucher derartiger Veranstaltungen die Musik nur die Begleitmusik darstellt. Also ein Vorwand, um sich in guter Gesellschaft sehen zu lassen...
Aber das mag nur speziell in Hamburg so sein. Diese Stadt ist ein einziger Schickimicki-Tempel. Ich rede sehr ungern in dieser Weise über meine Vaterstadt, aber es entspricht leider der Wahrheit.
CU
Olaf