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Ulefone Mix - Randlos-Smartphone für nur 100 Euro

xafford / 0 Antworten / Baumansicht Nickles
Ulefone Mix: trotz enorm günstigem Preis überrascht der Lieferumfang sehr positiv. Neben dem üblichen Zeugs sind auch zwei Display-Schutzfolien und ein Gerhäuse-Kondom aus durchsichtigem Kunststoff dabei.

Das Ulefone Mix Smartphone hat ein klares Alleinstellungsmerkmal: es ist das günstigste Smartphone mit "Randlos-Display-Bauart". Gerade mal rund 110 Euro kostet dieses recht marktfrische Teil und dieser Preis dürfte gewiss bald noch fallen. "Mix" hat sprachlich eigentlich nichts erkennbares mit "randlos" zu tun, aber Xiaomi hat das erste Randlos-Gerät der Welt halt vor gut einem Jahr "Xiaomi Mi Mix" getauft und jetzt kupfern die landeseigenen Konkurrenten diesen Begriff halt schamlos ab.

Drum vorab: vom "Original", dem Mi Mix (inzwischen bereits Mi Mix 2 erhältlich), unterscheidet sich das 5,5 Zöller Ulefone Mix - wie die meisten seiner Art - gewaltig. Im recht teuren Xiaomi Mi Mix steckt Highend-Architektur, beim vergleichsweise billigen Ulefone Mix war die Zielsetzung indessen wohl auf Biegen und Brechen ein "Randlos"-Gerät zum Lowcost-Kampfpreis zu bauen. Das ist gelungen.

Das Display nimmt hier wirklich den Großteil der Front ein, die Ränder sind recht dünn, die untere "Schaltfläche" akzeptabel groß. Die Beschreibung des Herstellers sugeriert auch eine recht bombastische innere Ausstattung. Insbesondere 4 GByte ROM und 64 GByte ROM sind in dieser Preislage schon sehr großzügig. Die Rede ist hier wohlgemerkt von einem Smartphone, dass gerade mal knapp über 100 Euro kostet, demnächst vielleicht sogar noch drunter fällt (aktuellen Tagespreis hier checken).

Hinweis: Es gibt vom Ulefone Mix auch ein noch günstigeres Modell für knapp 90 Euro, das aber nur 2 Gbyte RAM (statt 4) und nur 16 GByte ROM (statt 64) hat. Diese Variante hat natürlich auch ein bombastisches Preis-/Leistungsverhältnis aber ist witzlos - besser 10 bis 20 Euro drauflegen und das "fettere" Modell nehmen. Verwirrenderweise trägt das neuere und schwächere Modell die Bezeichnung "Ulefone Mix 2".

Trotz des Hammerpreises ist gründlich überlegen angesagt. Es gibt je nach Anwendungsfall zwei "Ko-Kriterien".

Display: Das Display des Ulefone Mix ist 5,5 Zoll groß (was viele gewiss als sehr groß empfinden) und hat eine HD-Auflösung von 1.280 x 720 Pixel. Diese Auflösung reicht für ein 5,5 Zoll Display generell prima aus - wenn man auf moderne Dinge wie Virtual Reality und "Fernseher-Anbindung" keinen Wert legt. Fernseher-Anbindung heißt: befinden sich ein Android-Gerät und ein Fernseher gemeinsam in einem WLAN, dann kann der Bildschirm des Android-Geräts bequem auf den Fernseher gespiegelt werden. Das klappt auch bei recht preiswerten TV-Geräten inzwischen, gegebenenfalls kriegt man für wenig Kohle einen passenden "Adapter".

Es macht viel Spaß, beispielsweise Fotos von einem Smartphone bequem auf einen großen Fernseher zu beamen ohne einen Umweg über Datenträger oder irgendwelche "Extramechanismen" gehen zu müssen. Selbst billigste Fernseher haben heute inzwischen mindestens Full-HD-Auflösung und dann ist es schade, wenn ein Smartphone das nicht packt. Ich würde mir bereits alleine aus diesem Grund kein Smartphone mehr kaufen, das nicht mindestens Full-HD hat. Zudem ist Full-HD gerade bei China-Geräten schon lange kein Luxus mehr - auch nicht in der "um 100 Euro" Preisklasse. Sind VR und Fernseher egal, dann ist das 1.280 x 720 Display des Ulefone Mix selbstverständlich klein Problem.

Das Ulefone Mix beim Akkutest. Hier wird per zwischengeschaltetem Messgerät (das weiße Ding im Bild) ermittelt, wieviel Saft das Gerät aus dem Netzteil zieht und wann es damit aufhört (Stoppuhr), also voll geladen ist.

Akku: Ein echter Ko-Faktor ist immer der Akku. Egal wie günstig der Preis, beim Akku sollte man gerade bei China-Geräten keine Kompromisse machen! Auch in der Lowcost-Ecke sind eher üppige Akkukapazitäten mit 3.000 mAh eigentlich längst Standard. Die Kapazität auf dem Papier stimmt aber leider nicht unbedingt mit der Realität  überein.

Gerade bei China-Geräten sollte man der Akkukapazität nur dann trauen, wenn sie definitiv getestet wurde. Jegliche Berichte zu Geräten, die nur anhand einer Einschätzung der technischen Daten zusammenwurstel wurden, sind also für den Arsch.

Randnotiz: Das gilt auch für das sogenannte "Schnellladen". Dass ein Gerät einen schnellladefähigen Chipsatz hat, heißt leider noch lange nicht, dass Schnelladen in der Praxis auch funktioniert. Zum Einen braucht es ein passendes Schnelladenetzteil, das idealerweise auch gleich zum Lieferumfang gehören sollte (sollte!). Passt beides, heißt das dennoch leider nicht, dass Schnelladen klappt. Es scheint so, dass die Gerätehersteller einem Chiphersteller für die Nutzung der Schnelladefunktion extra "Lizenzgebühren" blechen müssen. Und bei günstigen Geräten wird halt an jedem Cent gespart. In den technischen Daten wird dann einfach der verbaute schnelladetaugliche Chipsatz beworben aber Schnelladen funktioniert in der Praxis dennoch nicht.

Konkret zum Ulefone Mix: bei diesem Gerät wird keine Schnelladefunktion beworben und es existiert auch keine. Beigepackt ist ein normales, angenehm leichtes und kompaktes 5 Volt Ladegerät. Mit dem mitgelieferten Netzteil und Ladekabel war das Gerät nach rund 1 Stunde zu rund 60 Prozent geladen - mit rund 1500 mAh. Die Komplettaufladung dauerte knapp 2 Stunden, dass Messgeräte bestätigte eine Aufladung mit 2.463 mAh. Das ist nicht nur recht wenig sondern weicht auch gewaltig von den 3.300 mAh ab, die der Hersteller verspricht! Ungereimtheiten beim Akku hat auch Chinahandys.net ermittelt, die Kollegen bescheinigen eine Akkukapazität von 2.800 mAh - also etwas mehr, aber halt nicht die versprochenen 3.300 mAh. Ob der Hersteller hier bewusst mogelt oder ob "technische Probleme" vorliegen lässt sich in solchen Fällen kaum amtlich absegnen. Fakt ist: die Akkukapazität des Ulefone Mix ist mager und entsprechend ist nicht mit üppig langen Laufzeiten zu rechnen.

Akku und Display - das können je nach persönlicher Vorliebe Ko-Faktoren sein oder es ist schlichtweg schnuppe. Und es gilt halt immer im Hinterkopf zu behalten, dass hier von einem 100 Euro Gerät die Rede ist.

Der untere Bereich des Ulefone Mix mit eingeblendeten Onscreen-Navigationstasten (A), Fingerabdruck-Scanner (B) und die Selfie-Kammera unten rechts (C).

Handhabung: Als sehr sinnvoll erweist sich rasch das mitgelieferte "Gehäusekondom", das sich sehr kompakt um das Gerä schmiegt. Rückseite und Gehäuseseiten des Ulefone Mix sind dadurch sehr gut geschützt und das Gerät liegt absolut rutschfest in der Hand.

In Verbindung mit der Display-Schutzfolie hat man also alles was es braucht um das Smartphone unbekümmert in der Hosentasche zu verstauen oder in die Handtasche zu werfen.

So ein Basisschutz sollte bei exotischen China-Smartphones eigentlich Standard sein. Denn: es gibt kaum Dritthersteller, die für solche Teile passgenaues Zubehör produzieren. Wem der mitgelieferte "Kondom-Bumper" nicht gut genug ist, der findet bei Ebay für knapp 7 Euro eine Klapphülle. Das wars dann leider auch schon mit dem auf die Schnelle auffindbaren Zubehör.

Bei der Platzierung der seitlichen Bedientasten (an/aus, Lautstärke) gibt es für Smartphones leider  keinen Standard. Ulefone hat sich für die linke Gehäuseseite entschieden, die aktuell gewiss eher exotische Variante. Auf die Bequemlichkeit einer USB Typ C Ladebuchse muss verzichtet werden - was hier natürlich Gejammer auf Maximalniveau ist. Auch beim Audio-Ausgang verhält es sich klassisch: übliche 3,5er Klinkenbuchse.

Ulefone Mix: Auch mit Schutzhülle ist das Gerät sehr kompakt.

System / Erweiterbarkeit: Das Ulefone Mix kommt mit praktisch purem Android 7, es konnten keinerlei herstellspezifischer Klimbim oder irgendwelche Bloatware festgestellt werden. Von den üppigen 64 GByte Speicher waren (wie üblich) rund 10 GByte von System und Apps belegt, der Rest frei.

Über die "Kartenschublade" lässt sich der Speicher mit einer SD-Karte erweitern (laut Hersteller bis 256 GByte Speicherkarte). Auch dieses sehr günstige Gerät hat aktuell China-üblich die Kombischublade 2 x SIM-Karte oder 1 x SIM und 1xSpeicherkarte.

Sensoren: Lobenswerterweise wurde auch bei den verbauten Sensoren nicht gegeizt. Gyroskop, Kompass, GPS und Glonass schränken die Zahl nutzbarer Apps nicht ein, auch Navigation funktioniert umfassend. Auch ein Fingerprint-Sensor ist wie gewohnt dabei.

Ein echter Deal? Das Ulefone Mix hat ein bombastisches Preis-/Leistungsverhältnis (so man nicht mehr als um 100 Euro dafür hinlegt!), ein Schnäppchen-Geheimtipp ist es aber nicht. Es sei denn, es muss unbedingt ein Teil mit dem angesagten Randlos-Display-Design sein. Das ist ohne Wenn und Aber das Alleinstellungsmerkmal des Ulefone Mix. Sinnvoll randlos und günstiger geht eigentlich nicht. Wohlgemerkt: wer Kaufen in China und damit zwangsläufig bedingte kompliziertere Garantiefallabwicklungen scheut, der kriegt das Ulefone Mix beispielsweise auch bei Amazon ab ca 150 Euro. Das irre Preis-/Leistungsverhältnis löst sich dann halt in Rauch auf.

Einen klaren Punkteabzug gibt es wegen der Beschreibung des Herstellers. Da wird das Gerät beschreiben als sei es das ultimative Highend-Ding ohne jegliche Limits, es wird übertrieben, dass sich die Balken biegen. Sorry, aber die Leistung eines Mediatek MT6750T ist einfach nicht herausragend sondern bestenfalls "allerunterste Mittelklasse". Auch führt ein "Randlos-Display" gewiss nicht zu einem besseren VR-Gaming-Erlebnis - schon gar nicht bei Auflösung unterhalb Full-HD.

Wer das Ulefone Mix um 100 Euro kauft muss also wissen, dass er ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis kriegt aber eben kein Highend-Gerät. Also: wer ein extrem preiswertes, leichtes und kompaktes Gerät mit Randlos-Design sucht: mit dem Ulefone Mix kann man nichts falsch machen. Hier geht es zum aktuellen Tagespreis.

Pauschalurteile sind immer falsch!!!
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