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News: Falschgucken mit Folgen

Smartphone im Bett macht vorübergehend blind

Michael Nickles / 2 Antworten / Baumansicht Nickles
Professor John Barbur. (Foto: City University London)

(Originalmitteilung) Wenn wir unsere Smartphones zu oft im Bett benutzen, könnte das eine vorübergehende Blindheit verursachen. Dieses Ergebnis belegt eine Studie der Wissenschaftler von City University London, Moorfields Eye Hospital, King's College London und National Hospital für Neurologie und Neurochirurgie.

Obwohl die Erfahrung völlig harmlos ist, möchten die Autoren vor allem Ärzte auf das Phänomen hinweisen, um teuren Untersuchungen vorzubeugen, aber auch um Patienten zu beruhigen. Das Papier wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Darin werden die Fälle von zwei Frauen beschrieben, die Sehstörungen auf einem Auge hatten. Das Team fand heraus, dass, wenn die Patientinnen ihr Smartphone im Bett betrachteten, die beobachteten Symptome auf die Adaption ihrer Augen an das entsandte Licht des Gerätes zurückzuführen sind. Während sich das betrachtende Auge an das Licht anpasst, passt sich das durch das Kissen bedeckte Auge an die Dunkelheit an. Als Folge davon: wenn beide Augen in der Dunkelheit geöffnet werden, wird das lichtadaptierte Auge als „blind“ empfunden, dieser Effekt ist bekannt als differenzielles Bleichen der Fotopigmente und dauert ein paar Minuten.

Obwohl dieser Effekt nicht auf Smartphone-Nutzung beschränkt ist, wird er aufgrund der weiten Verbreitung solcher Geräte immer häufiger beobachtet. Die beschriebene Reaktion der Augen wurde auch schon in der Vergangenheit beobachtet. In der Neuroophthalmologie ist ein ähnliches Phänomen bekannt: die „Carsongenische Blindheit“, benannt nach der Johnny Carson Show, entsteht aufgrund der Gewohnheit mit einem geschlossenen Auge im Bett fernzusehen.

Diese Art von Phänomen dürfte wegen der Nutzung von Smartphones immer häufiger auftreten. Der gleiche Effekt wird vor allem dann festgestellt, wenn Patienten mit Grauem Star, bei denen nur von einem Auge das Zentrum der Linse betroffen ist, helle Lichtquellen mit beiden Augen betrachten (also nicht nur bei Smartphones). Das differentielle Bleichen von Fotopigmenten bewirkt in beiden Augen einen relativen Verlust des Sehvermögens, sobald der Blick in Richtung dunklere Bereiche gewendet wird, wobei das nicht getrübte Auge den größeren Verlust an Lichtempfindlichkeit zeigt.

Um den Effekt weiter zu untersuchen, betrachteten die Autoren einen Smartphone-Bildschirm und quantifizierten den zeitlichen Verlauf der Erholung der Empfindlichkeit in der Dunkelheit mittels eines schnellen Dunkeladaptationstest, der an der City University London entwickelt wurde. Sie fanden heraus, dass die visuelle Empfindlichkeit des Auges, das nicht abgedeckt und auf das Smartphone gerichtet war, deutlich reduziert war und einige Minuten brauchte, um sich zu erholen. Diese Verringerung der Empfindlichkeit war auf Netzhautebene messbar.

John Barbur, Professor für "Optics & Visual Science" an der City University London und Co-Autor der Veröffentlichung, sagte:

„Obwohl die meisten Menschen Bildschirme mit beiden Augen gleichzeitig offen betrachten, verwenden Menschen häufig Smartphones im Liegen, wobei es bequemer sein kann den Smartphone-Bildschirm mit einem Auge zu betrachten. Ein Auge kann dabei unabsichtlich abgedeckt sein. Smartphones werden heutzutage fast rund um die Uhr benutzt und die Hersteller produzieren Bildschirme mit einer erhöhten Helligkeit, um die Hintergrund-Ambiente-Beleuchtung auszugleichen, was dann das Lesen erleichtert.“

„Infolgedessen, da Smartphones immer beliebter werden, dürfte das alltägliche Auftreten, des von uns beschriebenen Phänomens, immer häufiger werden. Unsere Fälle zeigen, dass eine genaue Befragung des Patienten sowie Verständnis der Physiologie der Netzhaut, Arzt und Patient helfen können und so unnötige Angst und teure Untersuchungen vermieden werden können.

Michael Nickles meint:

Durchaus kurios aber wohl wahr. Im Zusammenhang mit "Auge und Bildschirm" habe ich heute noch etwas anderes zufällig entdeckt, vom dem ich erst nicht geschnallt habe, was das soll: sogenannte Gamer-Brillen, die von diversen Herstellern angeboten werden und nicht gerade billig sind.

Billig ist hier natürlich relativ im Hinblick darauf, was so manches "Profi-Gamer-Zeugs" so kostet. Eine Auswahl dieser Brillen findet sich beispielsweise auf Amazon. So eine "Gunnar Scope" für rund 85 Euro verspricht recht viel. Eventuell hat hier jemand so ein Ding schon mal ausprobiert und kann berichten.

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torsten40 Michael Nickles „Smartphone im Bett macht vorübergehend blind“
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Deswegen haben neuere Android Versionen (ab V5.= *glaub) einen Blaulichtfilter, der sich je nach Tageszeit einstellen lässt. Durch das Blaulicht im Dunkeln, wird dem Gehirn mitgeteilt es wäre immer Tag, was den Schlaf extrem stören kann. Zudem verbrennt Blaulicht, sowie auch Energiesparlampen die Netzhaut.

Wenn ich mal, so wie heute, mein Handy benutze, stelle ich den Blaulichtfilter immer an. Es ist einfach angenehmer zu lesen.

Gruß

Torsten

Freigeist
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Olaf19 torsten40 „Deswegen haben neuere Android Versionen ab V5. glaub einen Blaulichtfilter, der sich je nach Tageszeit einstellen lässt. ...“
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Gibt es unter iOS auch, lässt sich via "Auto-Helligkeit" oder "Night Shift" realisieren: https://support.apple.com/de-de/HT202613

Ein wenig musste ich über den Artikel schmunzeln. Schon interessant, was Menschen so alles anstellen: ein Auge mit dem Kissen zudecken, ein anderes guckt aufs Smartphone...

Ist natürlich klar, dass die Akkomodation an die vom Smartphone künstlich erleutete Umgebung dann nur beim einen Auge funktioniert und beim anderen nicht, was dazu führt, dass die Augen solange asynchron funktionieren, bis das zugedeckte Auge sich in der Dunkelheit zurechtgefunden hat.

Der Überschrift nach zu urteilen, hatte ich etwas wesentlich Dramatischeres erwartet. Etwa so wie mit den Krebsfällen durch zu viel Handy am Ohr.

CU
Olaf

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