Allgemeines 21.980 Themen, 148.537 Beiträge

News: Zu faul oder zu gnädig?

Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten

Michael Nickles / 15 Antworten / Baumansicht Nickles

KJM steht für "Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten" und damit ist schon recht klar, worum es geht. Und alle Weile sorgt der staatliche "Jugendschutz-Verein" natürlich für Schlagzeilen. Bekannt wurde der Laden beispielsweise im Juli 2005, als er (nach zig Jahren) erkannte und mitteilte, dass es bei der Klingeltonwerbung im TV nicht ganz sauber zugeht, Preisangaben und Kleingedrucktes undurchsichtig sind (siehe Bald Aus für besoffene Elche und Küken?).

"Spektakulär"im Juli 2009 war, dass die KJM eine ausländische Internetseite in Deutschland sperren lassen wollte. Dabei gibt es um den österreichischen Online-Spiele-Shop gameware.at (siehe Bundesprüfstelle soll ausländische Internet-Seite verbieten). Der ist bei vielen deutschen Zockern beliebt, weil dort "ungeschnittene" Original-PC-Spiele mit "rotem statt grünem Blut" zu kriegen sind.

Im November 2011 lobte der KJM die RTL-Serie "Tatort Internet". Die war zeitgleich von der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) kritisiert worden (siehe RTL: Klatsche und Segen für Tatort Internet).

Im Mai 2009 blamierte sich der KJM indirekt am Rande eines Skandals um das Jugendschutz-Filtersystem JusProg. Das war das einige Schutzsystem, dem die KJM im Rahmen eines Modellversuchs ihren Segen erteilte. Blöderweise kam raus, dass es bei JusProg wohl nicht ganz sauber zuging. Unter anderem sperrte JusProg soweit bekannt auch die Seiten politischer Parteien wie Piratenpartei und Grüne sowie diverse Nachrichtenseiten, stufte diese als jugendgefährdend ein. Bei den "Erotik-Bereichen" eigener beliebter deutscher Tageszeitungen im Internet schienen die JusProg-Macher indessen beide Augen zuzudrücken (siehe Bericht auf Heise.de).

Jetzt gibt es mal wieder Neuigkeiten von der KJM. Die hat gerade ihren Bericht über Rundfunk- und Telemedien-Prüffälle im ersten Quartal 2011 rausgelassen. Demnach gab es bereits im ersten Quartal dieses Jahres 32 Verstöße gegen die Bestimmungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV).

Zwölf davon wurden im Rundfunk, 20 im Telemedienbereich verbrochen. Beim Rundfunk hat es beispielsweise eine Folge von RTLs "Super Nanny" erwischt. Da brüllte eine Mutter ihre fünfjährige Tochter wohl erst an und schlug sie dann - das Kamerateam hielt drauf ohne einzuschreiten. Die Prügelszene schien der RTL-Redaktion so gut gefallen zu haben, dass sie gleich mehrfach gezeigt wurde - unter anderem auch in der Werbung für die Super Nanny Folge.

Auch die RTL-Sendung "Die Frau, die Leiden schafft: Das Handwerk der Domina" missfiel den Jugendschützern, weil die bereits um 22.50 Uhr ausgestrahlt wurde und die "Sendezeitgrenze" für "über 18" bei 23 bis 6 Uhr liegt. Und natürlich erhielt die Sendung auch Inhalte und Nahaufnahmen, die Jugendliche verderben können. Im Bericht finden sich weitere Fälle in denen Sendungen/Werbungen kritisiert wurden, die zum falschen Zeitpunkt ausgestrahlt wurden.

Noch viel übler geht es laut Bericht der KJM natürlich in der Telemedienecke ab, womit auch das Internet gemeint ist. Hier gibt es die komplette Palette an Sauerreien: Verstoß gegen Menschenwürde, volksverhetzende Inhalte, Pornographie, unzulässige Werbung, Schilderung bizarrer Sexualpraktiken und dergleichen. Um welche Webseiten es sich konkret gehandelt hat, teilt die KJM in ihrem Bericht nicht mit.

Michael Nickles meint: Laut eigenen Angaben befasste sich die KJM seit ihrer Gründung im April 2003 mit rund 4.120 Fällen - mit fast 850 im Rundfunk und 3270 in Telemedien. Wenn ich mir alleine anguck, mit welch dreckigen Maschen (auch) Jugendliche mit "Klickfallen" auf Smartphones und bei TV-Handy-Werbungen in teure Abos gelockt werden, frag ich mich welchen Sinn die KJM macht.

Über die Nutzlosigkeit einer "Porno-Kontrolle" im deutschen Internet mag ich erst gar nicht nachdenken.

Was der Betrieb dieser staatlichen Behörde jährlich kostet, weiß ich nicht. Der Bericht listet immerhin 12 Vorsitzende und 12 stellvertretende Mitglieder auf. Darunter diverse Doktoren und Professoren, die den Job gewiss nicht für ein Taschengeld machen. Bei den "Prüfgruppen" werden 64 Personen aufgelistet. Im ersten Quartal 2011 hat also jeder "Prüfer" durchschnittlich 0,5 Verstöße "bearbeitet" beziehungsweise aufgedeckt.

bei Antwort benachrichtigen
XAR61 Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

Ehrlich gesagt, der Beitrag ist für mich informativ interessant, kann ich derzeit jedoch nicht mitreden, höre ich zum ersten mal.

bei Antwort benachrichtigen
Synthetic_codes Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

Erinnert mich irgendwie an die Simpsons-Folge, in der gezeigt wird, wie Ned Flanders alle Fernsehsendungen aufzeichnet, um sich über schlechte Worte zu beschweren: Haben die denn nichts anderes zu tun?

Zu sehen ist das ganze zb hier: klick

Edit: Die Stelle ist bei 10:55

'); DROP TABLE users;--
bei Antwort benachrichtigen
hulk 8150 Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

Ich finde es gut und wichtig, dass perverse und brutale Entwicklungen wie etwa die Super-Nanni zumindest noch angesprochen werden!
Da findet seit Jahren die kommerzielle Ausbeutung von zum Teil für die Kamera misshandelten Kinder statt! Und keine Sau interessierts...
Aber ohne Kontrollgremien würde RTL noch viel weiter gehen!

h...
bei Antwort benachrichtigen
bestlothar Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

Hat schon mal jemand überlegt, was wir zu erwarten hätten, wenn es gar keine Jugendschutz-Kontrollen mehr gäbe? Und wenn ich das richtig verstehe, sind die Leute von der KJm ja eigentlich woanders beschäftigt (steht immer dabei, wo die eigentlich herkommen). Die kosten also so nix extra, höchstens frü den Verwaltungskram. Und ich glaube, einfach Verstöße auf Personen umzurechnen, ist nicht so schlau. Dann hätten mancje Behörden ganz schön schlechte aufklärungszahlen.

bei Antwort benachrichtigen
zuepfel62 bestlothar „Hat schon mal jemand überlegt, was wir zu erwarten hätten, wenn es gar keine...“
Optionen

Jugendschutz gibt es nur da, wo auch Geld fliest!
Wenn die Herrschaften von der KJm diesen Job nur nebebei erledigen wird wohl nicht viel bei rum kommen. Es gibt zum beispiel keine kostenlosen Jugendschutzsoftware fürs Internet, obwohl alle nach Jugendschutz schreihen. Wer in dem Staat Jugendschutz braucht muß sich selbst kümmern und zahlen!

bei Antwort benachrichtigen
giorgioga zuepfel62 „Jugendschutz gibt es nur da, wo auch Geld fliest! Wenn die Herrschaften von der...“
Optionen

Hallo zuepfel62
ich habe einen Sohn (12)
bei seinem Laptop (win7) habe ich windows live family filter installiert. Mit diesem kann man festlegen,
wann er den Laptop benutzt
welche Spiele (ab welcher Freigabe) er spielen kann
welche Seiten er ansehen kann...

und das kostenlos!!


bei Antwort benachrichtigen
zuepfel62 giorgioga „Hallo zuepfel62 ich habe einen Sohn 12 bei seinem Laptop win7 habe ich windows...“
Optionen

Hallo giorgioga
als ich es vor etwa zwei Jahren gebraucht hätte gab es das noch nicht und ich mußte auf die FREEWARE von Firefox zurück greifen welche es nur in englisch gab. Alles andere was im Web zu finden war, war kostenpflichtig.

bei Antwort benachrichtigen
giorgioga zuepfel62 „Hallo giorgioga als ich es vor etwa zwei Jahren gebraucht hätte gab es das noch...“
Optionen

...gibts schon einige Jahre
http://www.ms-live.info/2009/11/18/windows-live-family-safety-filter/

aber wichtig ist ja, dass man es jetzt verwenden kann, oder...

bei Antwort benachrichtigen
zuepfel62 giorgioga „Hallo zuepfel62 ich habe einen Sohn 12 bei seinem Laptop win7 habe ich windows...“
Optionen

Halllo giorgioga
mit zwölf Jahren ist das interesse auch noch nicht so groß im Netz nach Herzenslust zu schnüffeln und das Wissen über PC's ist auch noch nicht so umpfangreich, aber in ein zwei Jahren kann das schon ganz anders aussehen und dir bleibt wirklich nur das BIOS Passwort.

bei Antwort benachrichtigen
herr vorragend Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

die jugendlichen kommen doch so oderso an alle interessanten dinge ran....

The Saw is the Law.
bei Antwort benachrichtigen
gelöscht_23570 herr vorragend „die jugendlichen kommen doch so oderso an alle interessanten dinge ran.... “
Optionen

Jepp,

ich bin (aus Sicherheitsgründen) zufällig gerade jetzt mit einer Live-CD von Knoppix online.

Meinen Söhnen im Alter von giorgiogas Sohn habe ich dummerweise schon mal den Vorteil solcher CDs erklärt. Die brauchen nun nur noch eins und eins zusammenzählen und erkennen das Potential solcher CDs.

Filtersoftware ade würde ich sagen.


Gruß Alois



bei Antwort benachrichtigen
herr vorragend gelöscht_23570 „Jepp, ich bin aus Sicherheitsgründen zufällig gerade jetzt mit einer Live-CD...“
Optionen

da hilft dann wohl nur noch bios passwort und reihenfolge der bootlaufwerke verändern.. ach ja und rechner aufbruchsicher "versiegeln" ;-)

The Saw is the Law.
bei Antwort benachrichtigen
Systemcrasher Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen
Da brüllte eine Mutter ihre fünfjährige Tochter wohl erst an und schlug sie dann - das Kamerateam hielt drauf ohne einzuschreiten. Die Prügelszene schien der RTL-Redaktion so gut gefallen zu haben, dass sie gleich mehrfach gezeigt wurde - unter anderem auch in der Werbung für die Super Nanny Folge.

Ist ja auch ungeheuerlich zu zeigen, daß Frauen auch prügeln können.

Ich gehe mal davon aus, wäre das Kind vom Vater geprügelt worden, wäre die Sache völlig anders ausgegangen:

1. Anzeige wegen Kindesmißhandlung
2. Beitrag wäre gelobt worden, weil er klar auf die Gefahren im häuslichen Bereich hinwies usw.

Was ist der Mutter passiert? Anzeige? Wohl kaum! :(


Der Bericht listet immerhin 12 Vorsitzende und 12 stellvertretende Mitglieder auf.

Und über welche Qualifikationen verfügen diese Mitarbeiter?

Geht deren Computerwissen darüber hinaus zu wissen, wo der Ein-/Ausschalter ist?

Im ersten Quartal 2011 hat also jeder "Prüfer" durchschnittlich 0,5 Verstöße "bearbeitet" beziehungsweise aufgedeckt

Wahnsinnsleistung! Zumindest im Vergleich zu unseren "ehrenwerten" Politikern....

Sorry Mike, aber den Zynismus konnte ich mir einfach nicht verkneifen.

Für uns Eltern bleibt hat nach wie vor nur eines: Die Gefahren aufzeigen und wie man sich vor (Abo-)Fallen und Pädophilinnen schützen kann.

Nur so kann man seine Kinder schützen. Wenn man sich auf "offizielle" Stellen verläßt, ist man verlassen.
Null Toleranz f?r Intoleranz
bei Antwort benachrichtigen
Lukas9Gelöscht Michael Nickles „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monaten“
Optionen

Hi Michael,

gamesware.at führt nur zu einer leeren Seite. Ich glaube, du meintest gameware.at :)

Etwas besseres als den Tod finden wir überall
bei Antwort benachrichtigen
Michael Nickles Lukas9Gelöscht „Jugendschützer: 64 Prüfer ermittelten 32 Vorfälle in 3 Monate“
Optionen

Ja, klar, thx - Fehler korrigiert.

bei Antwort benachrichtigen