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News: 12.000 am ersten Tag

Google wird mit Löschanträgen bombardiert

Michael Nickles / 8 Antworten / Baumansicht Nickles

Ein gewichtiges "Google-Urteil" wurde vor zwei Wochen vom Europäischen Gerichtshof gefällt. Dadurch kann jeder Google zum Löschen von Fundergebnissen/Links zwingen, die zu unerwünschten personenbezogenen Daten führen.

(Foto: mn)

Google hat zur Erfüllung der Vorgabe gestern eine Seite für Löschanträge bereitgestellt.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat umgehend kritisiert, dass für die Löschanträge ein Einscannen des Personalausweises und Übermittlung an Google gefordert wurde.

Google hat auf die Kritik unverzüglich reagiert. Konkret wird  jetzt also bereits die nachgebesserte zweite Version des Löschformulars angeboten.

Und die scheint auf enorme Resonanz zu stoßen. Unter anderem die Zeit meldet, dass es bereits am ersten Tag mehr als 12.000 Löschanträge von Europäern gegeben hat.

Pauschale Löschungen der "eigenen Vergangenheit" im Internet sind nicht möglich. Für jeden zu entfernenden Link muss ein eigener Antrag nebst Begründung gestellt werden. Eine totale Löschung findet aber nicht statt. Links, deren Löschung von Google genehmigt werden, verschwinden nur in den Fundlisten von Europäern. Und es gibt in so einem Fall einen Hinweis, dass Suchergebnisse ausgeblendet wurde. Ein wirkliches Vergessen findet also nicht statt.

Datenschützer haben also gewiss noch Potential für Kritik an der aktuellen "Vergessensmethode". Google zeigt sich auf der "Entfernungsseite" allerdings bereits jetzt kooperativ. Es wird klar darauf hingewiesen, dass es sich beim aktuellen Formular nur um eine erste Maßnahme handelt. Google will in den kommenden Monaten eng mit Datenschutzbehörden und anderen Stellen zusammenarbeiten um die Mechanismen zu verbessern.

Michael Nickles meint:

Da kommt ein irrer Brocken Arbeit auf Google zu. Und die Sache ist verdammt komplex. In der aktuellen Version ist eingangs immer noch von einer Kopie eines gültigen Lichtbildausweises die Rede. An der betreffenden Stelle wird dann nur noch eine "lesbare Kopie eines identifizierenden Dokuments" gefordert.

Das ist schon irgendwie crazy. Einerseits soll es Google nicht erlaubt werden einen Scan des Personalausweises zu fordern. Andererseits muss aber irgendeine Identifizierung erfolgen um sicherzustellen, dass Löschanträge tatsächlich von einer berechtigten Person gestellt werden, deren persönliche Daten von einem Link betroffen sind.

Ohne eine fälschungssichere  Identifizierung könnte jeder aus Spaß beliebige Links entfernen lassen. Bei jedem Löschantrag fordert Google eine schriftliche Begründung in einem Textfeld, vorgegebene Standardantwortmöglichkeiten gibt es nicht.

Jeder Einzelfall muss also von Google manuell überprüft und beurteilt werden. Das dürfte sehr bald in einem irrsinnigen (unmachbaren) Aufwand ausarten. Zum Witz wird der Vergessensmechanismus schließlich dadurch, dass bei ausgeblendeten Ergebnissen anscheinend mitgeteilt wird, dass die Fundliste geschrumpft wurde.

Das fordert Suchende dann natürlich erst recht dazu heraus, ihren Aufenthaltsort per Proxy-Änderung auf "US-Boden" umzuleiten, da Google.com außerhalb europäischen Gebiets keine Link-Ausblendungen durchführt. Die Sache wird noch sehr lustig werden.

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mawe2 Michael Nickles „Google wird mit Löschanträgen bombardiert“
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Andererseits muss aber irgendeine Identifizierung erfolgen

Was aber mit einer Kopie irgendeines Ausweises natürlich nicht möglich ist.

Wenn eine Ausweiskopie zur Identifizierung wirklich geeignet wäre, müssten die Banken, ebay usw. nicht das aufwändige und teure PostIdent-Verfahren durchziehen. Dann könnten die doch alle auf die billige "kopier-uns-mal-einen-beliebigen Ausweis"-Masche setzen.

Aber dann weiß man eben nicht, wer den Antrag gestellt hat.

Ich finde das verdammt clever, dass Google auf das absurde EuGH-Urteil mit einem noch absurderen Verfahren antwortet und damit den Unfug auf die Spitze treibt. Und 12.000 Leute (inzwischen sicher noch mehr) sind offensichtlich nicht in der Lage, den Unfug zu erkennen!

Die fühlen sich mit ihrem unsinnigen "Lösch"antrag genau so als "tapfere Krieger gegen den Datenkraken", wie sie es auch schon bei der Unkenntlichmachung ihrer Hausfassade in Google StreetView getan haben.

Übrigens: Wer noch keine Idee hat, wie er den benötigten Ausweis herstellen soll: Amazon bietet die passende Software .

Gruß, mawe2

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schuerhaken Michael Nickles „Google wird mit Löschanträgen bombardiert“
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Es ist zumindest eine "Strafe" für Googles Eigenmächtigkeit,
wenn nun viele Nutzer Löschanträge stellen. Möglichst viele. 
Und durchhalten, durchhalten, durchhalten.... 

Bin gespannt, wie Google abzuwimmeln versuchen wird. 

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kongking schuerhaken „Es ist zumindest eine Strafe für Googles Eigenmächtigkeit, ...“
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ack. wobei: über mich lässt sich wenig finden ;-)

kongking
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schuerhaken kongking „ack. wobei: über mich lässt sich wenig finden -“
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Den ersten Stüber hat Google schon schmecken dürfen: 
Ablichtungen von Personalausweisen dürfen "nicht-öffentliche"
Stellen nicht verlangen und/oder speichern. 
Ist gesetzlich untersagt. 

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mawe2 schuerhaken „Den ersten Stüber hat Google schon schmecken dürfen: ...“
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Ich weiß nicht, was das für ein "Stüber" sein soll?

Google hat Personalausweiskopien gefordert - und die Leute haben sie (freiwillig) geschickt.

Jetzt verlangt Google eben andere Ausweiskopien - und die Leute werden auch diese (freiwillig) schicken.

Nichts, was Google macht, ist dreist genug, dass es nicht genügend Google-User gibt, die das nicht durchschauen und die sich auch weiter auf's Glatteis führen lassen!

Gruß, mawe2

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schuerhaken mawe2 „Ich weiß nicht, was das für ein Stüber sein soll? Google ...“
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Vielleicht freut sich Google sogar krumm und dämlich: 
Kriegen sie doch "amtliche Lichtbilder", die sie zuordnen können.  
Die NSA wird's auch freuen!

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Hellspawn Michael Nickles „Google wird mit Löschanträgen bombardiert“
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Naja, Google ist aber ungleich Internet, trotz 90% Marktanteil in Deutschland

Vor allem mit einer vernünftigen Metasuchmaschine wie z.B. Startpage (Ixquick + Google)  lassen sich bestimmt zukünftig bei Google gelöschte sachen finden.

Dennoch ist es nicht ganz ohne das im Internet "nichts verjährt" - was zählt mehr, die Freiheit des Netzes alle Infos jederzeit und für immer zur Verfügung zu stellen, oder das "recht auf vergessen" des einzelnen?

Fördert es eine freie Gesellschafft wenn jeder Fehltritt einem für immer nachhängt oder führt das zu einer Gesellschaft der Angst und damit zu einem ewig konformistischen Verhalten des Einzelnen?

Noch schlimmer: Wer es sich leisten kann lässt Vergessen (durch spezialisierte Dienstleister die das Image im Internet für einen Aufpolieren) - der mittellose hingegen ist "dem System" ausgeliefert

MFG Hellspawn

PS: Ach ja, geht es eigentlich dabei um Ergebnisse oder nur um das Auto Vervollständigen des Google suchfeldes?

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mawe2 Hellspawn „Naja, Google ist aber ungleich Internet, trotz 90 ...“
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was zählt mehr, die Freiheit des Netzes alle Infos jederzeit und für immer zur Verfügung zu stellen, oder das "recht auf vergessen" des einzelnen?

Es wird ja nichts vergessen! Die Information bleibt ja an der Quelle erhalten. Und genau darin besteht der Fehler dieses Urteils und dieses ganze sich jetzt ergebende Prozedere. Es ist völlig absurd, eine Suchmaschine zu kastrieren, während die Inhalte trotzdem im Netz verfügbar bleiben.

Fördert es eine freie Gesellschafft wenn jeder Fehltritt einem für immer nachhängt

Fördert es Deine Freiheit, wenn Du jeden Fehltritt bei 1000 Suchmaschinen (in der Realität sind es wahrscheinlich zig-tausend) verschleiern lassen musst? Ich halte es schlichtweg für nicht praktikabel.

Würde man die Quellinformation löschen lassen, würden die Links in allen 1000  Suchmaschinen von selbst verschwinden (oder einfach ins Leere zeigen).

Gruß, mawe2

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