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Fernsehen / Medien in Deutschland .. Frage

gelöscht_301121 / 44 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo Forum,

seit ich wieder länger in Deutschland lebe, weiß ich zumindest die öffentlich-rechtlichen TV-Programme zu schätzen, im Vergleich zu US- oder Asiatischen Medien.

Meine Frage: Wer von Euch schaut eigentlich (mehr oder weniger) regelmäßig solche kritischen Sendungen wie:

- Frontal 21
- Monitor
- Panorama

und ähnliche. Und welche (Aus-) Wirkungen haben solche Sendungen?

Ich erinnere, dass vor Jahren Berichte in solchen Sendungen tatsächlich noch etwas bewirken konnten, ebenso wie Magazine wie DER SPIEGEL oder DIE ZEIT.

Meine Beobachtung ist, dass heute in der BRD das allgemeine Bewusstsein und die politische Bildung von Soap-Operas, Vorabend-Serien, Krimis, Musikantenstadeln und Traumschiffen oder Traumhotels beeinflusst wird.

Ich bin alt - und ich sehe mehr und mehr, dass Deutschland, bzw. die heute relevanten Generationen ihr Gehirn - sofern vorhanden - für Fun, Social-Media, Games und "Money-Money" benutzen. Die ständig sinkende Wahlbeteiligung bei allen Wahlen (!) deutet ebenfalls auf die Interessenlosigkeit hin.

"Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht." (Heinrich Heine). Zwar in anderem Zusammenhang geschrieben, aber ...

Grüße
Michael

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shrek3 gelöscht_301121 „Fernsehen / Medien in Deutschland .. Frage“
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Deinen Beobachtungen stimme ich im wesentlichen zu, sofern sie sich auf die Gegenwart beziehen.

Ich bin auch mit dir einer Meinung, dass die schwindende Wahlbeteiligung ein Beleg für allgemeines Desinteresse an Politik ist - nicht nur damit zu erklären, dass Parteien so austauschbar sind und die Tänze um die politischen Hauptthemen immer die selben sind.

Halte ich mir aber vor Augen, dass die Wählerschaft vor 50 Jahren fast nur aus eingefleischten CDU-Wählern und genauso eingefleischten SPD-Wählern bestand, wünsche ich mir diese Art des politischen Interesses noch weniger zurück...

Irgendwie trifft der römische Grundsatz (Brot und Spiele) auf die Menschheit ganz allgemein zu. Es ist nichts wirklich Neues und ich glaube auch nicht, dass die jungen Menschen heutzutage sich sooo sehr von denen damals unterscheiden.

Ein deutlich gesteigertes Interesse kommt meiner Meinung dann erst auf, wenn etwas ganz Neues, Umwälzendes bevorsteht. Der zivile Ungehorsam gegen Ende der 60er Jahre war so ein Zeitpunkt (was immerhin in die Regierungszeit von Willy Brandt mündete), das Aufkommen der Grünen ebenfalls.
Oder, um über die Landesgrenzen hinauszuschauen:
Das Aufbegehren der arabischen Völker gegen ihre Unterdrücker, die Love & Peace-Generation anlässlich des Vietnam-Krieges, der Fall des Ostblocks usw.

Es ist reiner Zufall - gestern habe ich noch überlegt, ob ich anlässlich des Interviews der SZ mit Gauck im letzten Jahr hier meine Meinung äußern soll.
Ich habe es gelassen, weil ich zu viel hätte schreiben müssen.

Soviel aber in Kurzform:
Ich habe nichts an Gauck gefunden, womit er junge Menschen hätte begeistern können. Im Gegenteil entsteht bei mir eher der Eindruck, dass er seinen Auftrag als "Demokratielehrer" (so bezeichnet er sich selbst) so versteht, dass er vor allem nur dem Volk Demokratie lehren möchte, nicht aber im gleichen Maße auch den Regierenden.
Seine Bereitschaft, sein Handeln vor allem nur in eine (Einbahnstraßen-)Richtung auszurichten, zieht sich durch das ganze Interview - ob es sein fehlendes Verständnis zur Occupy-Bewegung ist ("albern"), ob es seine fast schon lapidar anmutende Äußerung ist, dass die Politik nichts gegen eine übergroße Versorgungsmentalität in Teilen der Bevölkerung tun könne, sondern dass dieses das soziale Umfeld (Freunde, Bekannte, Nachbarn) machen müsse, in denen diese Menschen leben.

Ist er nicht zum Gähnen langweilig und lediglich gut fürs politische Feuilleton für gewisse politische Bildungsschichten kurz vor dem Zubettgehen?

Gruß
Shrek3

Fatal ist mir um das Lumpenpack, das, um Herzen zu rühren, den Patriotismus trägt zur Schau, mit all seinen Geschwüren. Heinrich Heine
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