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News: Premierminister greift durch

Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter

Michael Nickles / 12 Antworten / Flachansicht Nickles

Der Premierminister des Vereinigten Königreichs macht Ernst. David Cameron hat heute in einer Rede mitgeteilt, dass das Internet in Großbritannien von Pornos bereinigt wird. Der Premierminister will kein Moralprediger oder Miesmacher sein, sieht sich aber politisch in der Verantwortung zu handeln.

David Cameron. (Foto: Gov.uk, www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/2)

Denn Online-Pornographie hat aus seiner Sicht schädlichen Einfluss auf Minderjährige.

Cameron stellt in seiner Rede fest, dass immer jüngere Kinder online Pornos gucken und die entsprechende Neugierde Heranwachsender schon immer dagewesen sei, es aber Schutzmechanismen gab: beispielsweise die Altersbeschränkungen bei Magazinen und DVDs.

Durch die explosive Verbreitung von Pornografie im Internet, habe sich das grundsätzlich geändert. Es ist schwieriger geworden Alterseinschränkungen durchzusetzen und Eltern zu helfen, was sie tun können. Vor allem deshalb, weil sich Internet heute nicht mehr "an einem PC" in der Wohnung abspielt, der von Eltern eventuell kontrollierbar ist, sondern überall.

Camerons Lösung sind umfassende Filter-Mechanismen direkt durch die Internetanbieter. Die Mobilnetzbetreiber haben wohl bereits zugestimmt, entsprechende Porno-Filter zu aktivieren. Wer so einen Pornofilter deaktiviert haben will, der muss beweisen, dass er volljährig ist.

Auch die Anbieter öffentlicher WIFI-Zugänge haben dem Filterplan Camerons inzwischen zugestimmt. Bereits Ende des kommenden Monats sollen die Filter aktiviert werden. Außerhalb der heimischen vier Wände ist der "Pornoschutz" dann schon mal erledigt.

Es verbleiben also die unmittelbaren Internetzugänge in Wohnungen. Cameron hat hierzu erklärt, dass auch dort standardmäßig aktivierte Pornofilter her sollen. Das soll bei Neuanschlüssen bis zum Jahresende passiert.

Um zu verhindern, dass Minderjährige Filter einfach per Klick ausschalten können, sollen die sich bestenfalls explizit von einem Erwachsenen ausgeschaltet lassen. Konkret: der Inhaber eines Internetanschlusses muss ein Erwachsener sein und er muss den Provider anweisen, den Pornofilter auszuschalten.  

Michael Nickles meint:

Cameron hat sich in seiner Rede auch für eine Intensivierung des Kampfes gegen Kinderpornographie im Internet ausgesprochen. Er nutzt dieses Thema aber nicht als Begründung für die radikalen Filtermaßnahmen. Es geht im explizit darum, Minderjährige vor dem Konsum von Pornos im Internet zu schützen.

Egal. Mechanismen für die Filterung von Internetinhalten direkt auf Providerebene sind nicht akzeptabel. Ganz einfach deshalb, weil diese Mechanismen missbraucht werden können. Im Fall von Pornographie halte ich die Filter sowieso für Quatsch, weil sie keine Chance haben auch nur ansatzweise funktionieren zu können.

Das geht vielleicht ein bisschen mit Filter-Listen, aber neue Pornoquellen entstehen im Netz schneller als sie überblickt werden können. Man denke bitte auch an die "Pornoschwergewichte" Google (Bildersuche), Microsoft (Bildersuche) und jüngst Yahoo (Tumblr).

Wo sollen die britischen Saubermänner anfangen? Diese drei "Informationslieferanten" einfach komplett verbieten? Was ist mit P2P-Netzen, File-Hosting-Anbietern?

Das wird sehr lustig beziehungsweise lächerlich drüben auf der Insel.
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InvisibleBot Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
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Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass es sich England zum Ziel gesetzt hat auf alle in den USA ausbrüteten Mittelalterphantasien noch eins draufzusetzen. Da wie dort merkt man nicht dass man in blindem Aktionismus weit über jedes Ziel hinausschießt und damit den Extremisten aller Lager in die Karten spielt.

Zum Thema: Das Töten von Menschen darf zu jeder Sendezeit in der Glotze gezeigt werden, aber wenn irgendwo auch nur nackte Brüste zu sehen sind (geschweige denn mehr) ist das schädlich für die Entwicklung von Kindern? Eine Logik, die ich nie auch nur ansatzweise begreifen werde.

Wahrscheinlich wird man bald laut darüber nachdenken dass die britischen Provider veröffentlichen müssen, wer bei seinem Anschluss den Pornofilter deaktiviert hat. Mit dem entstehenden gesellschaftlichen Druck lässt sich sicher auch der letzte Sündenpfuhl von der Insel verbannen. Und dann wird man ganz überrascht feststellen, dass man seine Kinder trotzdem noch erziehen muss.

Und ich bin gespannt wie lange es dauert bis der tolle "Pornofilter" auch ganz andere Seiten blockiert, urheberrechtsproblematische zum Beispiel. Und ehe man sich versieht haben dieselben Leute, die China für die dortigen Webfilter kritisieren, mitten in Europa ein vergleichbares System installiert. Dass das passieren wird ist mit diesem Einstieg nur eine Frage der Zeit.

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ack. kongking