Allgemeines 21.980 Themen, 148.528 Beiträge

News: Premierminister greift durch

Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter

Michael Nickles / 12 Antworten / Baumansicht Nickles

Der Premierminister des Vereinigten Königreichs macht Ernst. David Cameron hat heute in einer Rede mitgeteilt, dass das Internet in Großbritannien von Pornos bereinigt wird. Der Premierminister will kein Moralprediger oder Miesmacher sein, sieht sich aber politisch in der Verantwortung zu handeln.

David Cameron. (Foto: Gov.uk, www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/2)

Denn Online-Pornographie hat aus seiner Sicht schädlichen Einfluss auf Minderjährige.

Cameron stellt in seiner Rede fest, dass immer jüngere Kinder online Pornos gucken und die entsprechende Neugierde Heranwachsender schon immer dagewesen sei, es aber Schutzmechanismen gab: beispielsweise die Altersbeschränkungen bei Magazinen und DVDs.

Durch die explosive Verbreitung von Pornografie im Internet, habe sich das grundsätzlich geändert. Es ist schwieriger geworden Alterseinschränkungen durchzusetzen und Eltern zu helfen, was sie tun können. Vor allem deshalb, weil sich Internet heute nicht mehr "an einem PC" in der Wohnung abspielt, der von Eltern eventuell kontrollierbar ist, sondern überall.

Camerons Lösung sind umfassende Filter-Mechanismen direkt durch die Internetanbieter. Die Mobilnetzbetreiber haben wohl bereits zugestimmt, entsprechende Porno-Filter zu aktivieren. Wer so einen Pornofilter deaktiviert haben will, der muss beweisen, dass er volljährig ist.

Auch die Anbieter öffentlicher WIFI-Zugänge haben dem Filterplan Camerons inzwischen zugestimmt. Bereits Ende des kommenden Monats sollen die Filter aktiviert werden. Außerhalb der heimischen vier Wände ist der "Pornoschutz" dann schon mal erledigt.

Es verbleiben also die unmittelbaren Internetzugänge in Wohnungen. Cameron hat hierzu erklärt, dass auch dort standardmäßig aktivierte Pornofilter her sollen. Das soll bei Neuanschlüssen bis zum Jahresende passiert.

Um zu verhindern, dass Minderjährige Filter einfach per Klick ausschalten können, sollen die sich bestenfalls explizit von einem Erwachsenen ausgeschaltet lassen. Konkret: der Inhaber eines Internetanschlusses muss ein Erwachsener sein und er muss den Provider anweisen, den Pornofilter auszuschalten.  

Michael Nickles meint:

Cameron hat sich in seiner Rede auch für eine Intensivierung des Kampfes gegen Kinderpornographie im Internet ausgesprochen. Er nutzt dieses Thema aber nicht als Begründung für die radikalen Filtermaßnahmen. Es geht im explizit darum, Minderjährige vor dem Konsum von Pornos im Internet zu schützen.

Egal. Mechanismen für die Filterung von Internetinhalten direkt auf Providerebene sind nicht akzeptabel. Ganz einfach deshalb, weil diese Mechanismen missbraucht werden können. Im Fall von Pornographie halte ich die Filter sowieso für Quatsch, weil sie keine Chance haben auch nur ansatzweise funktionieren zu können.

Das geht vielleicht ein bisschen mit Filter-Listen, aber neue Pornoquellen entstehen im Netz schneller als sie überblickt werden können. Man denke bitte auch an die "Pornoschwergewichte" Google (Bildersuche), Microsoft (Bildersuche) und jüngst Yahoo (Tumblr).

Wo sollen die britischen Saubermänner anfangen? Diese drei "Informationslieferanten" einfach komplett verbieten? Was ist mit P2P-Netzen, File-Hosting-Anbietern?

Das wird sehr lustig beziehungsweise lächerlich drüben auf der Insel.
bei Antwort benachrichtigen
mi~we Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen
Das wird sehr lustig beziehungsweise lächerlich drüben auf der Insel.
Da sollten die Briten dann mal den Iran um etwas Entwicklungshilfe bitten. Da ist das Internet ja schon "halal".
I’m fairly sure if they took porn off the internet, there’d only be one website left, and it’d be called: "Bring back the porn!Lächelnd
"Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum." (Marc Aurel)
bei Antwort benachrichtigen
InvisibleBot Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass es sich England zum Ziel gesetzt hat auf alle in den USA ausbrüteten Mittelalterphantasien noch eins draufzusetzen. Da wie dort merkt man nicht dass man in blindem Aktionismus weit über jedes Ziel hinausschießt und damit den Extremisten aller Lager in die Karten spielt.

Zum Thema: Das Töten von Menschen darf zu jeder Sendezeit in der Glotze gezeigt werden, aber wenn irgendwo auch nur nackte Brüste zu sehen sind (geschweige denn mehr) ist das schädlich für die Entwicklung von Kindern? Eine Logik, die ich nie auch nur ansatzweise begreifen werde.

Wahrscheinlich wird man bald laut darüber nachdenken dass die britischen Provider veröffentlichen müssen, wer bei seinem Anschluss den Pornofilter deaktiviert hat. Mit dem entstehenden gesellschaftlichen Druck lässt sich sicher auch der letzte Sündenpfuhl von der Insel verbannen. Und dann wird man ganz überrascht feststellen, dass man seine Kinder trotzdem noch erziehen muss.

Und ich bin gespannt wie lange es dauert bis der tolle "Pornofilter" auch ganz andere Seiten blockiert, urheberrechtsproblematische zum Beispiel. Und ehe man sich versieht haben dieselben Leute, die China für die dortigen Webfilter kritisieren, mitten in Europa ein vergleichbares System installiert. Dass das passieren wird ist mit diesem Einstieg nur eine Frage der Zeit.

- Beat the machine that works in your head! -
bei Antwort benachrichtigen
marinierter Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Ich sehe da den Vorteil, wenn das in Deutschland kommt, bräuchte die Telekom ja nicht mehr drosseln ;)

bei Antwort benachrichtigen
gelöscht_300542 Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Ein weltweiter Pornofilter wäre natürlich zu begrüßen! Ebenso ein Gewaltfilter! Das Blöde an der Sache ist nur, dass den führenden Politikern natürlich nichts, aber auch gar nichts am Schutz von Kindern und Jugendlichen gelegen ist. In Wirklichkeit geht es natürlich um die generelle Einführung von Filtern. Die Porno-Geschichte dient also nur dazu, die Akzeptanz der Bevölkerung hinsichtlich solcher Filter zu erhöhen.

Also mal wieder ein Mosaiksteinchen mehr in der Überwachungs- und Kontroll-Infrastruktur der Mächtigen.

bei Antwort benachrichtigen
kongking gelöscht_300542 „Ein weltweiter Pornofilter wäre natürlich zu begrüßen ...“
Optionen

ack.

kongking
bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen
Mechanismen für die Filterung von Internetinhalten direkt auf Providerebene sind nicht akzeptabel. Ganz einfach deshalb, weil diese Mechanismen missbraucht werden können. Im Fall von Pornographie halte ich die Filter sowieso für Quatsch, weil sie keine Chance haben auch nur ansatzweise funktionieren zu können.

ACK zu beiden Aussagen.

Ansonsten müsste pornointeressierten Engländern der Umweg über Proxy-Server weiterhelfen, oder?

CU
Olaf
Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
torsten40 Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Dürfte hier schwer werden. Zum Glück hat sich das BGH bisher immer gegen eine Netzsperre ausgesprochen, und auch so geurteilt.

Unteranderem hier auch die Gesetztesänderung
TMG Gesetzesänderung Da wird ne *xav geladen, lässt sich bei mir mit einem *.pdf Programm öffnen.
Und sonst:
Az.: 13 K 3173/02

Az.: 27 K 5887/10
Az.: 6 K 5404/10


Da gibt es etliche Urteile von, auch das BGH, oder EU (weiss nimmer genau) hat da kürzlich noch entschieden, dass Provider nicht sperren müssen, oder dürfen.
Hab grad kein Bock die Urteile alle raus zusuchen.
http://www.youtube.com/watch?v=ZcVkYD3o910
;)

Freigeist
bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 torsten40 „Dürfte hier schwer werden. Zum Glück hat sich das BGH ...“
Optionen

Scheint ne ganz gewöhnliche PDF zu sein: bgbl111s2958.pdf

Die Endung .xav ist übrigens sowohl bei endungen.de als auch bei filext.com unbekannt - ist wohl doch nur ein Wortspiel mit dem Autor, der Xaver zu heißen scheint ;-)

http://www.bgbl.de//Xaver/start.xav

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
hajo20 Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Aber wenn ein berühmter Fernsehstar JAHRZEHNTELANG Kinder schändet kriegt das keiner mit !

bei Antwort benachrichtigen
mi~we Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Natürlich geht es nicht nur um Pornos (welche Überraschung):
http://www.golem.de/news/pornwall-britischer-pornofilter-blockt-auch-andere-inhalte-1307-100651.html
Seltsam, man kann auch Web-Foren sperren lassen? Na klar, da könnte man ja jemandem begegnen, der weiss, wie man trotz Pornofilter an die Pornos kommt.Lächelnd

"Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum." (Marc Aurel)
bei Antwort benachrichtigen
torsten40 Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen

Der p0rn Blocker, blockt wohl mehr als nur p0rn. Aber das war ja klar. England machts vor und die EU folgt. Mal gucken, ob dann sämtliche Urteile des BGH aufgehoben werden.

Danach können die Nutzer Internetfilter aktivieren für die Themenbereiche "Pornografie, Gewaltdarstellungen, extremistische und terroristische politische Inhalte, Webseiten zu Magersucht und Essstörung, Suizid-Webseiten, Alkohol, Rauchen, Web-Foren, esoterisches Material und Umgehungstools für Netzsperren."

Quelle

Natürlich muss das Umgehen von Netzsperren gesperrt werden, denn sonst hätte die Netzsperre ja keinen  Erfolg

Freigeist
bei Antwort benachrichtigen
Maybe Michael Nickles „Britisches Internet kriegt standardmäßig Pornofilter“
Optionen
Wo sollen die britischen Saubermänner anfangen? Diese drei "Informationslieferanten" einfach komplett verbieten? Was ist mit P2P-Netzen, File-Hosting-Anbietern?

Wie Du schon beschrieben hast, ist das technisch nicht umsetzbar, es ist also lediglich eine Verkaufsstrategie, um darauf aufbauen zu können. Black-Listing funktioniert nicht, Content Filtering lässt sich umgehen, bleibt also irgendwann nur White-Listing, was absolute Zensur wäre.

Da geht sie hin, unsere Freiheit, im Deckmantel des Schutzes!

Gruß
Maybe
"Es gibt nur eine falsche Sicht der Dinge: der Glaube, meine Sicht sei die einzig Richtige!" (Nagarjuna, buddhistischer Philosoph)
bei Antwort benachrichtigen