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Lidl-Mobile Dauertest - tückische automatische Kostenfallen

Michael Nickles / 13 Antworten / Flachansicht Nickles

Seit einiger Zeit mache ich einen Dauertest von Lidl Mobile, versuche dort preiswert über die Runden zu kommen. Der Wechsel von O2 zu Lidl Mobile (= Fonic = O2) hat sich generell längst bezahlt gemacht und ich kann jedem nur ausdrücklich raten, einen teuren Mobiltarif nicht einfach sorglos (aus Faulheit) ewig weiterlaufen zu lassen.

Wenn es richtig angestellt wird, ist der Wechsel eines Mobilvertrags inklusive Beibehalt der Nummer kein Problem (siehe Tipp Mobilfunkvertrag richtig wechseln, alte Rufnummer mitnehmen).

Seit einiger Zeit bin ich nun Nutzer des Lidl Mobil Tarifs "Smart XS". Der ist monatlich kündbar und bringt für 4,99 Euro jeweils 100 Minuten/SMS und 100 MByte Internet-Flat. Für einen Gelegenheitsnutzer reicht das generell aus. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass mit einer Flatrate im Hinterkopf rasch und automatisch der Sprung zum "Mehrnutzer" erfolgt. Und dann zeigt sich, dass 100 Minuten flott vertelefoniert sind.

Generell ist Lidl/Fonic per SMS recht mitteilungsfreudig, informiert über Tarif-Aktivierungen und -Verlängerungen.

Ärgerlicherweise teilt Lidl (Fonic) es nicht mit, wenn die Freiminuten verbraucht sind - dann erfolgt automatisch die Umschaltung zum Normaltarif. Das sind zwar "nur" 9 Cent pro Minute, saugt das Guthaben der Prepaid-Karte aber doch recht flott leer. Es ärgert schon sehr, dass Lidl nicht informiert, wenn diese Umschaltung von Flat zu "pro Minute" erfolgt.

Ich vermute, dass es sich hier um eine sehr gezielte Taktik der Mobilfunkanbieter handelt, da sich diese Masche bereits seit zig Jahren beobachten lässt. Es sollte eine klare Gesetzesregelung geben, dass Verbraucher über "Abrechnungsänderungen" informiert werden müssen und eine manuelle Bestätigung erforderlich ist, bevor sie in Kraft treten dürfen. Eine heimliche automatische Umschaltung sollte verboten werden, ein diesbezüglicher Hinweis im "Kleingedruckten" nicht ausreichend sein.

Die 100 MByte Internet-Flat läuft unabhängig von der Telefon-Flat. Hier kann bis zum Verbrauch der 100 MByte mit voller Geschwindigkeit gesurft werden. Praktisch ist das eigentlich eine Verarsche, denn "Surfen" ist witzlos. Bereits nach gefühlt einer halben Handvoll Webseiten ist das Datenvolumen verbraten und es wird runtergeschaltet auf arschige 64 KBit/s. Den "Browser" kann man bei dieser "Gnadengeschwindigkeit" vergessen, die es vermutlich nur deshalb gibt, um den Begriff "Flatrate" nicht restlos zum Witz zu machen. Immerhin: sehr einfach Dinge wie Whatsapp (möglichst nur mit Text) klappen aber noch. Auch für recht praktische Apps wie "UBahn/SBahn/Bus-Fahrtplanung" reichen die 64 KBit/s noch aus.

Bei Internet droht generell also keine heimliche Kostenfalle wenn eine "Fullspeed-Flatrate"  endet, nur die Verbindung wird halt elend lahm. Auch ist ein Paket wie Lidls "Smart XS" theoretisch eine Sorglosnummer: es verlängert sich nach Ablauf jeweils automatisch um einen weiteren Monat, wenn es nicht gekündigt wird. Theoretisch wohlgemerkt.

Wie an den Benachrichtigungs-SMS oben im Bild zu sehen, verlängert sich mein Tarif jeweils Mitte des Monats. Am 17. Februar teilte Lidl beispielsweise mit, dass mein neuer Smart XS Abrechnungszeitraum am 16.3.2015 endet. In diesem Fall des Februars dauert der "Monatszeitraum" für Lidl also 29 Tage. Am 15. März kam die Benachrichtigung, dass der Smart XS Tarif am 17.3 verlängert wird. Wenn etwas am 16.3 endet und am 17.3 verlängert wird, dann geht man eigentlich davon aus, dass die Verlängerung nahtlos erfolgt. Genau das scheint aber nicht der Fall zu sein!

Im Kundenportal von Lidl.de lassen sich Verbindungs-/Verbrauchsdaten für einen Zeitraum exakt anzeigen. Ich habe mir mal den besagten Zeitraum vom 17.2 bis 16.3 angeguckt - also den Zeitraum, in dem mein Smart XS Paket laut SMS-Benachrichtigungen von Lidl gebucht war. Lidl/Fonic zeichnet alles sehr präzise auf. In meinem Fall war das Ergebnis für den "Monatszeitraum" ein 14 Seiten umfassendes PDF-Dokument. Die Auflistung hat zwei Bereiche: erst die Telefondaten und dann die Internetdaten.

Mein Telefonverbrauch von 17.2 bis 16.3.

Bei der Auflistung meines Telefonverbrauchs ist zu sehen (Pfeil), dass meine 100 Freiminuten am 9.3 verbraten waren und ich in die Kostenfalle getappt bin. Wie gesagt informiert Lidl nicht, wann die Freiminuten verbraucht sind, es wird einfach automatisch auf den Standardtarif umgeschaltet ohne, dass der Kunde das merkt. Kunden müssen sich also selbst drum kümmern, ihre Verbrauchsdaten im Auge zu behalten.

Wie in der Auflistung zu sehen, hat mich diese "Kostenfalle" im besagten Zeitraum 3,69 Euro gekostet. Ich habe also rund 41 Minuten "zu viel" telefoniert ohne das wirklich zu bemerken. Vielleicht sollte ich doch mal wieder so eine App zum Überwachen der Kosten draufmachen, die aber halt wieder permanent Resourcen verbrät. Auch können derlei Apps Kostenfallen (wie noch zu sehen) sowieso nur begrenzt vermeiden helfen.

Weiter geht es mit dem Internetverbrauch. Hier sollten bei einem sich automatisch verlängernden Paket eigentlich keine Zusatzkosten auftreten, weil lediglich auf 64 KBit/s gedrosselt wird. Theoretisch. Praktisch sieht die Internetabrechnung in meinem Fall so aus:

Mein Internetverbrauch von 17.2 bis 16.3. Diese Liste ist original elend lang, weil auch alle kostenlosen Flatrate-Verbindungen erfasst werden - hier im Bild ist die Liste also gekürzt.

Wie in der Internetauflistung zu sehen, rechnet der Mobilfunkanbieter Lidl/Fonic/O2 mit höchster Präzision ab, jeder irgendwie kassierbare Cent wird kassiert. Wie im Bild zu sehen, fielen bei mir im vermeintlichen (und laut SMS-Benachrichtigungen bestätigten Flatrate-Zeitraum zusätzliche Kosten an (Pfeile). Los ging es gleich zu Beginn am 17.2, als für einen Verbrauch von 23 KByte 0,02 Cent berechnet wurde.

Richtig hingelangt hat Lidl dann am 16.3. Da wurden für 5.061 KByte 92 Cent berechnet. Es lohnt sich hier in der Liste ganz genau hinzugucken. Am gleichen Tag bis 15.12 Uhr kriegte ich alles noch umsonst, also per Flatrate, ab 17.36 Uhr wurde dann aber berechnet.

Zeit zum Zusammenrechnen. Eigentlich wollte ich mit meinem Smart XS Tarif für 4,99 Euro auskommen, aber die finale Rechnung sieht so aus:

4,99 Euro - Kosten für den Smart XS Tarif

3,69 Euro - Zusätzliche Telefonkosten für 41 Minuten

1,03 Euro - Zusätzlich berechnete Kosten für Internet (ohne ersichtlichem Grund)

Gesamtkosten für den Monat: 9,71 Euro.

Natürlich kann Lidl nichts dafür, dass ich mehr als 100 Minuten vertelefoniert habe, meine durchaus günstige Flatrate hier nicht ausgereicht hat. Es ärgert aber dennoch, dass Lidl nicht per SMS informiert, wenn die Flatrate endet und die normale Abrechnung beginnt.

Für die zusätzlich angefallenen 1,03 Euro Internet habe ich kein Verständnis, aber einen Verdacht. Eventuell läuft die automatische Verlängerung des Pakets nicht nahtlos, es gibt "ein paar Stunden oder was immer" Verschiebung zwischen "Ablauf und Verlängerung" in der per Standard berechnet wird.

Ein weiterer Knackpunkt ist, dass eine automatische Verlängerung nur dann erfolgt, wenn sich auf der Prepaid-Karte noch ausreichend Guthaben befindet! Lidl weist per SMS ausdrücklich rund 48 Stunden vor Verlängerungszeitpunkt darauf hin, dass die Verlängerung nur bei ausreichendem Guthaben erfolgt und bis dahin dann mit Standardtarif berechnet wird. Das ist korrekt so.

Ärgerlicherweise hat man seinen Guthabenstand aber nicht permanent im Kopf und leider teilt Lidl es auch nicht mit, wenn eine Verlängerung mangels Guthaben nicht möglich war.

Dann werden die "restlichen" paar Euro auf der Karte erstmal verfeuert. Wenn der Kunde dann irgendwann nicht mehr telefonieren kann, dann merkt er schon, dass er aufladen muss.

Es lässt sich gewiss drüber streiten, ob das alles lediglich noch nicht optimiert ist oder ob es knallharte Taktik ist, um Prepaid-Karten leer zu saugen. Ich bezweifle, dass es an der Trägheit der Technik liegt. Denn: das Aufladen von Kohle über das Lidl-Kundenportal, das Aktivieren eines Pakets erfolgt praktisch live. Ein Mausklick am PC und es dauert kaum eine halbe Sekunde, bis auf dem Smartphone eine zusätzliche Bestätigungs-SMS eintrifft.

Grad eben wollte ich mit dem Smartphone telefonieren. Eine weibliche Roboterstimme hat mir geantwortet, dass das Telefonat nicht möglich ist, weil mein Guthaben dafür angeblich nicht mehr ausreicht. Ich hab das im Kundenportal überprüft (siehe Bild).

Laut Kundenportal beträgt mein Guthaben noch 1,20 Euro und das soll für rund 13 Minuten telefonieren reichen. Leider lässt mich Lidl aber nicht mehr telefonieren.

Auch hier ist alles leider wieder korrekt! Das Kundenportal hat eine Verzögerung von bis zu 4 Stunden (warum auch immer). Das Live-Guthaben kann man aber auf dem Smartphone per *101# abrufen. Und siehe da:

Die Realität: mein Guthaben ist am 18.3 auf 0,01 Euro geschrumpft.

Was in den vergangenen 4 Stunden mit meinen restlichen 1,20 Euro passiert ist, weiß ich nicht. Laut meiner Online-Auflistung gab es seit 17.3 keinen Verbrauch mehr. Allerdings konnte mein Smart XS Paket mangels ausreichendem Guthaben wohl noch nicht verlängert werden und ich befinde mich aktuell im kostspieligen Standardtarif.

Wie die 1,20 Euro verbrannt wurden ist mir dennoch (noch) nicht klar. Ich war heute Morgen nur rund 30 Minuten außer Haus, bei Aldi Brötchen holen. Das könnten aber die fatalen 30 Minuten gewesen sein, in denen mein Smartphone kein heimisches WLAN hatte und irgendeine "Drecks-App" ins Internet telefoniert hat.

Klar - es geht hier nur um "minimale Beträge" - mal ein paar Cent, mal ein paar Euro. Aber  bei gewiss zigmillionen Prepaid-Nutzern kleckert sich da monatlich ganz schön was  zusammen. Kohle die einfach so kassiert wird, weil die Kunden "zu blöd sind" ihren Tarif zu optimieren, besser auf ihre "Flatrate" aufzupassen und ihr Guthabenkonto rechzeitig aufzuladen.

Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich statt dem Lidl Mobil Tarif Smart XS für 4,99 Euro besser den Tarif Smart S Tarif nehme. Der kostet 7,99 Euro, also nur 3 Euro mehr, ich krieg dafür aber monatlich die dreifache Menge an "Flatrate": 300 Minuten/SMS und 300 MByte Internet.

Der Wechsel zum neuen Paket klappt aber nur, wenn man es rechtzeitig macht! Konnte ein bestehendes Paket mangels Guthaben nicht verlängert werden, dann hängt man dennoch in diesem Paket fest und beim nächsten Aufladen des Guthabens wird erstmal das "alte" Paket abgebucht. Das neue kann dann gebucht werden, wird aber erst einen Monat später gültig.

Auch bei nicht ausreichendem Guthaben, bleibt ein gebuchtes Paket in "Aktivierung". Ein Wechsel zu einem anderen Paket (Pfeil) ist dann erst nach Ablauf des alten Paktes möglich, also beispielsweise einen Monat später.

Ich hoffe jetzt mal, dass mein Wechsel von Smart XS zu Smart S am 18.4.2015 reibungslos verläuft und ich zwischenzeitlich nicht wieder in eine Kostenfalle tappe.

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