Schwerwiegende Vorwürfe wegen jugendgefährdender Pornografie erhebt der deutsche Lehrerverband gegen die Internet-Enzyklopädie Wikipedia, berichtet das Bildungsmagazin News4teachers.
Josef Kraus, Präsident des deutschen Lehrerverband fordert: „Wikipedia muss entsprechende pornographische Inhalte schleunigst entfernen; die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien muss sich mit der Angelegenheit befassen; die Schulminister müssen mit ihren dienstlichen und publizistischen Organen Lehrer und Eltern umgehend auf die Problematik aufmerksam machen.“
Laut statistischem Bundesamt nutzten Minderjährige im Alter zwischen 10 und 15 Jahren zu 82 Prozent Wikipedia und vergleichbare Webangebote. Kritisiert wird die angebliche Nachlässigkeit beziehungsweise Gleichgültigkeit der Wikipedia-Verantwortlichen bei Illustrationen von Beiträgen.
Gemeint sind problematische Inhalte und Bilder, bei denen aus Sicht des Lehrerverbands die Grenze zur Pornografie überschritten werde. Recherchen des Bildungsmagazins News4teachers nach, eignet sich Wikipedia auch als Suchmaschine für pornografische Inhalte.
Als Beispiel wird eine Wikipedia-Suche nach dem Stichwort "Ejakulation" genannt. Das führe zwar zu einem vordergründigen sachlichen Beitrag. Dort werde aber auf eine zum Thema passende Wikimedia-Commons-Seite verlinkt, bei der es dann ausgiebig bildlich zur Sache geht.
News4teachers hat die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) um eine Einschätzung gebeten und die hat inzwischen ein Verfahren eingeleitet. Die KJM teilte aber bereits mit, dass sie kaum Chancen sieht, rechtliche Schritte gegen Wikipedia erwirken zu können.
Wikimedia.org sei in den USA registriert und die Handlungsmöglichkeit des KJM seien daher begrenzt. Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) gilt ausschließlich für Telemedien mit Sitz in Deutschland.
Der "Shitstorm" unter dem Beitrag von News4teachers ist inzwischen auf über 70 Kommentare angewachsen. Unter anderem deshalb, weil sich im Beitrag zwecks Veranschaulichung Bildmaterial aus Wikipedia/Commons befindet, das (je nach Auffassung) nur spärlich geschwärzt/entschärft ist.
Im Beitrag von News4teachers wurden Bilder wie dieses aus Wikipedia-Commons "geschwärzt" veröffentlicht. Einer Leserin ging diese Schwärzung nicht weit genug. Antwort der Redaktion: "Es tut uns leid, wenn Sie sich an den Bildern stoßen. Sie (geschwärzt) zu bringen, war jedoch unumgänglich, um zu belegen, wovon im Text die Rede ist."
Was für eine Lachnummer! Gerade Menschen die sich mit Bildungswesen beschäftigen, sollten inzwischen wenigstens ein Bisschen um Internetzeitalter angekommen sein. Bei der Redaktion von News4teachers scheint das nicht der Fall zu sein. Wer sich für Pornos interessiert, der braucht dazu gewiss nicht Wikipedia, Commons oder so was.
Das klappt mit der nächstbesten Suchmaschine wie Google oder Bild viel effektiver. Und mit spezialisierten "sozialen" Netzwerken wie Tumblr klappt es noch viel bequemer.
Die Idee, Kinder und Jugendliche im Internet vor "Pornos" zu schützen, ist fast aussichtslos. Die einzige Chance ist, Kinder niemals alleine surfen zu lassen, immer dabei zu sein. Spätestens bei Smartphone-Nutzung wird das aber fast unmöglich. Und inzwischen hat bereits die Hälfte der 10- bis 11-jährigen ein eigenes Smartphone. Also: Guten Morgen Herr Kraus.