Nachhaltigkeit 144 Themen, 3.763 Beiträge

News: Kontra provoziertem Verschleiß

Bundesumweltamt erforscht geplantes Krepieren von Geräten

Michael Nickles / 133 Antworten / Flachansicht Nickles

Jeder weiß es, bewiesen ist es nicht: Gebrauchsgegenstände, vor allem Elektronikgeräte, sind längst nicht mehr so langlebig, wie sie es einst mal war. Es ist normal geworden, dass ein Gerät die Garantiezeit nur um ein "paar Tage" überlebt.

Die Bundesregierung hat es nach Antrag der Linken im Mai abgelehnt, Maßnahmen gegen so einen geplanten Verschleiß zu ergreifen, SPD und Grüne haben sich ihrer Stimmen enthalten.

Allerdings wurde erklärt, dass das Umweltbundesamt "geplante Obsoleszenz" im Rahmen eines Forschungsprogramms untersuchen soll. Und das scheint jetzt zu passieren.

Das Umweltbundesamt hat jetzt bekanntgegeben, dass eine entsprechende Studie beauftragt wurde.

Umweltbundesamtpräsident Jochen Flasbarth: "Bei der Obsoleszenz gibt es viele Spielarten: geplant, psychologisch und technisch. Fakt ist: der vorzeitige Verschleiß von Produkten, egal wie er zustande kommt, wirkt sich negativ auf unseren Ressourcenverbrauch aus." (Foto: Umweltbundesamt)

Problematisch ist aktuell, dass es für die vorzeitige Alterung von Produkten kaum belastbare wissenschaftliche Daten gibt. Die initiierte Studie soll sich unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie lange ein Produkt in Stand bleiben und funktionsfähig sein muss.

Auch soll sie klären, ob vorzeitiges Kaputtgehen von Herstellern in Kauf genommen oder gar durch eingebaute Sollbruchstellen verursacht wird. Die Studie wird sich vor allem auf Elektro- und Elektronikgeräte beziehen, weil hier der größte Verdacht auf frühzeitiges Kaputtgehen besteht.

Im Rahmen des Forschungsprojekts erhofft sich das Bundesamt auch die Entwicklung neuer Verfahren, mit denen die Lebensdauer von Produkten besser überprüft werden kann. Abschließend wird im Bericht auf den Blauen Engel verwiesen, der unter anderem langlebige und reparaturfreundliche Produkte auszeichnet.

Michael Nickles meint:

Schön, dass da doch noch was passiert. Allerdings glaube ich nicht, dass bei dieser Studie etwas Nennenswertes rauskommen kann. Weil die Sache zu komplex ist. Ich erinnere an dieser Stelle mal an meinen unverändert gültigen Schwerpunkt Garantiezeit rum, Gerät futsch, Reparatur zu teuer.

Dort wird erklärt, wie man Defekte an Unterhaltungselektronikgeräten selbst erkennen und reparieren kann. Für den Schwerpunkt habe ich einen DVB-T und zwei SAT-Empfänger repariert. Alle drei Geräte gingen "kurz" nach Ablauf der Garantiezeit kaputt. Die Bauteilekosten betrugen bei jeder Reparatur weniger als einen Euro.

Neu haben die Geräte zwischen 60 und 100 Euro gekostet. Im Keller habe ich noch zwei alte digitale Sat-Receiver rum liegen - so richtige schwere und solide Brocken, die nach über 10 Jahren Betrieb immer noch prima funktionieren. Aber: Spaß machen die Dinger nicht mehr, weil das Navigieren in "zigtausend" Sat-Sendern damit eine Quälerei ist, auch lassen sich Senderlisten nicht einmal ansatzweise bequem sortieren.

Die Teile waren damals sauteuer, haben glaub um die 500 Euro gekostet. Was ist also besser? Ein Gerät für 500 Euro kaufen, das "ewig" hält, aber nach ein paar Jahren technisch zu veraltet ist? Oder eins für 50 Euro kaufen, das nach zwei Jahren halt "im Eimer" ist und dann einfach durch ein neueres (und technisch wohl moderneres)  ersetzt wird? Es wird schwer werden, die richtige Messlatte für den "Blauen Engel" zu finden.

 Aktuell ärgere ich mich übrigens über meine Dusche. Ich habe mich vor rund 3 Jahren für etwas "Gutes" entschieden, eine Schulte Duschmaster Rain mit Einhebelmischer. Die war mit rund 200 Euro gewiss kein Modell aus der Oberklasse, allerdings auch keine aus der "Ramschecke". Seit ein paar Monaten habe ich alle Weile den Einhebelmischer in der Hand, weil er nicht mehr hält. Ich werde versuchen das zu reparieren und demnächst drüber berichten. Das was ich bislang an "Plastikteilen" so gesehen habe, macht auf jeden Fall nicht den Eindruck, dass es für eine "Ewigkeit" konstruiert ist. Auch gilt zu wissen, dass die Dusche nur selten benutzt wurde, weil es eine "Zweitdusche" ist.

Aus den Bewertungen auf Amazon war damals nicht absehbar, dass dieses Problem auftritt. Der Mist ist wohl der, dass positive Bewertungen viel zu schnell veröffentlicht werden. Ob ein Produkt wirklich ordentlich ist, das weiß man erst nach Ablauf der Garantiezeit.


Ein guter Platz um über Produkte zu berichten, die "zu früh" kaputt gehen ist übrigens unser Forum Nachhaltigkeit.

bei Antwort benachrichtigen
Danke! wolves
gelöscht_137978 wolves „Naja, was mich in diesem Zusammenhang wundert, dass ...“
Optionen

Einen solchen Gedanke hege ich schon seit Jahren.

Das Problem, wenn auch nur ansatzweise eine kritische Äußerung drinsteht (oder auch nicht) dann wirst du deines Lebens nicht mehr froh!

Eine andere Sache, die ich im Hinterkopf bedenke, wenn eine Aussage alleingestellt (Kaufdatum, Sterbedatum) veröffentlicht wird, dann fehlt z.B. der Verwendungszweck und Dauer.

Etwas genauer, Kunde A kauft ein Gerät, das er ab und zu nutzt, sagen wir ein Mixer (das Teil das sich meist gegensinnig mit 2 Schneebesen dreht und aus Eiweiß Eischnee machen kann ;))
Das Teil wird 1 mal die Woche genutzt.

Der andere Kunde, eine Frau die gerne und gut kocht, nutzt das Teil jeden Tag. Und nu?

Ausfall bei der Frau nach 6 Monaten, beim anderen nach 1,5 jahren.

Anderes Beispiel:
Gerade bei Elektronikartikel wie Video, Hifi ist der Einbauort durchaus wichtig.

Ich hatte Fälle, bei der ein Hifisystem bestehen aus Vollverstärker, Tuner, CD Player und Tapedeck in der Wohnzimmerwandschrank gestapelt wurden (Sieht ja auch so toll aus, die vielen Knöpfe und so) und in verbleibenden Abstand zum drüberliegenden Fach noch ein Satreciever reingequetscht wurde. Messungen hatten ergeben, das sich dort schnell 60 ~ 70°C entwickeln können.

Das solche Geräte schneller Altern und zerstört werden, muss nicht weiter erklärt werden.

Die Elektronenschubser lernen das im ersten Jahr, Hitze ist der Elektronik Tod.

Wie willst du eine unsinnige Aufstellung von Geräten oder Betrieb außerhalb des Bereichs erkennen und in der Liste fair eintragen?

Andersrum, ich bin gegen eine gebaute oder programmierte Obsolenz. Eine Waschmaschine mit Plastikgetriebe gehört dem Hersteller in Einzelteilen in den Hof geworfen und im Internet entsprechend klar geäußert.
Druckerhersteller die einen Timer programmiert haben, der einen Totalausfall simuliert sollte per Gesetz verboten werden, da hier eine unzulässige Manipulation vorliegt. Das Ausknipsen des Druckers bei erreichen von x Seiten mit einer Farbpatrone / Toner würde ich auch gleich verbieten. Lediglich die Abfrage " Sie haben mit Patrone xy sounsoviel Seiten gedruckt, diese Patrone gilt nun als leer. Wollen sie weitermachen ja / nein" fertig. Ein sperrenden Eingriff des Produktes würde ich nur dann zulassen, wenn gefahr für Gerät oder Lebewesen besteht.

Ich kann dir aber abschliesend versichern, das die Lobbyarbeit so gut ist, das jedwede möglichkeit eine größere Seite (durch den Verbraucherschutz geleitet?) es schwer haben wird.

Von der Regierung selbst (egal welche Farbe sie i. Z. haben wird) wird da nix kommen, weil Geräte, die länger halten der Wirtschaft nicht zuträglich sind. Und von da kommt bekanntlich das Schmiergeld, das einen Urlaub ermöglicht ;)

bei Antwort benachrichtigen
perpetuum mobile... kongking