Allgemeines 21.967 Themen, 148.278 Beiträge

News: Werbung gegen Werbeblocker

Mehrere Nachrichtenportale gegen Adblock

xafford / 135 Antworten / Flachansicht Nickles

Verschiedene große deutsche Nachrichtenportale im Netz begrüßen ihre Besucher heute mit einer ganz besonderen Meldung, sofern diese einen Adblocker einsetzen. Die Portale verweheren den Werbe-Verweigerern nicht den Zugang zur Seite, sondern sie setzen auf persönliche Ansprache und appellieren an die Fairness.

Golem kleckert nicht - ein riesiger, schwarzer Hinweisblock

Auf Golem.de fällt sofort ein großer, schwarzer Hinweisblock ins Auge, der sich zwar minimieren lässt aber auch danach noch ins Auge fällt. Im Text zeigt die Redaktion zwar Verständnis für die Nutzer welche einen Werbeblocker einsetzen und sind auch so fair auf mögliche Gefahren von Online-Werbung hinzuweisen, aber in einem verlinkten Artikel weisen Sie auf die zunehmenden Finanzierungprobleme von Online-Medien durch den immer weiter um sich greifenden Einsatz von Werbeblockern - gerade auf Seiten mit einer technisch versierten Zielgruppe wie es Seiten wie Golem oder auch Heise sind - auch Nickles ist davon nicht verschont.

Spiegel zeigt die rote Karte

Spiegel zeigt direkt am Anfang der Seite (sofern man Javascript aktiviert hat) einen großen, roten Textblock. Auch Spiegel versucht die Nutzer für die Probleme von Online-Seiten durch nicht angezeigte Werbung zu sensibilisieren und den möglichen Folgen. Dabei ist Spiegel noch in einer etwas glücklicheren Lage, da sie zumindest über das Printmedium wenigstens querfinanzieren könnten - und wahrscheinlich auch müssen, denn ich kann mir nicht vorstellen dass sich die von Spiegel genannten 140 Redakteure rein durch Online-Werbung finanzieren lassen.

Persönliche Ansprache auf der Süddeutschen

Die Süddeutsche setzt auf eine persönliche Ansprache durch den Chefredakteur und will so wohl eindringlicher wirken.

Die drei genannten Seiten (www.golem.de, www.spiegel.de, www.sueddeutsche.de) sind hier nur stellvertretend genannt, auch andere Seiten wie beispielsweise die FAZ beteiligen sich an dieser Aktion - die unter anderem auch durch das Bekenntnis der Seiten geprägt ist keine "nervende" Werbung einzusetzen und auch damit um Fairness wirbt.

xafford meint:

Werbung nervt - keine Frage. Werbung ist unter Umständen gefährlich - auch das weiß man mittlerweile nach den Missbräuchen von Werbenetzwerken zur Verteilung von Schadprogrammen der letzten Monate. Werbeblocker sind also in den Augen vieler Nutzer reine Notwehr - mag man so sehen können.

Was man aber auch sehen sollte ist die Zwickmühle vieler Online-Medien mittlerweile. Das Publizieren im Internet ist nicht kostenlos wenn man eine gewisse kritische Größe erreicht hat - das sollte man nicht vergessen auch wenn heute jeder quasi kostenlos selbst publizieren kann in Zeiten von Facebook und Twitter - braucht man Server um monatlich mehrere Millionen Seitenabrufe zu bedienen dann kommen da schnell tausende Euro an Kosten zustande und da ist noch kein Personal bezahlt das Inhalte erstellt, pflegt und kontrolliert oder die Server wartet und die Software programmiert.

Brechen nun die Werbeeinnahmen weg - und das tun sie in letzter Zeit rapide - so wird dies für viele Seiten in Zukunft schlicht unrentabel, da auch Bezahlmodelle nur mäßig bis überhaupt nicht funktionieren wie die Vergangenheit gezeigt hat. Viele Seiten werden also erst einmal noch mehr an Personal sparen müssen und noch mehr DPA-Meldungen unverändert durch reichen und freien Journalisten noch weniger zahlen - bis sie schließlich den Betrieb komplett einstellen werden. Das mag nach Schwarzmalerei klingen, ist es aber nicht denn wenn man berücksichtigt dass technik-affine Seiten mittlerweile bis zu 60% Nutzer mit Werbeblockern haben dann kann man sich ausmalen was dies bei den Werbeeinnahmen ausmacht.

Sei es wie es ist - die Zukunft wird spannend - meine Vermutung wäre, dass wir in ca. 5 Jahren im Internet kaum noch große professionelle und kommerzielle Seiten haben werden.

Pauschalurteile sind immer falsch!!!
bei Antwort benachrichtigen
xafford mawe2 „Einen Ausweg aus dem Dilemma hätte ich noch parat. Ob damit ...“
Optionen
Wie wäre es, wenn die Arbeitsweise der AdBlocker so verändert würde, dass zwar im Browser weiterhin keinerlei Werbung angezeigt wird, dass aber andererseits die Inhalte trotzdem im Namen der Sitebetreiber von den AdServern abgeholt werden würden?

Das würde nichts bringen. Werbung wird seit Jahren nicht mehr (oder kaum noch) nach Impressions (also der Anzeige der Werbung) bezahlt, sondern nach Klicks. Werbung die jemand auf der Seite sieht bringt so gut wie nichts. Erst wenn jemand klickt hat der Seitenbetreiber wirklich etwas davon. Und das ist noch die "gute" Werbung - es geht noch schlimmer: Werbung die nach "Leads" bezahlt wird. Da bekommt der Seitenbetreiber nur etwas ab, wenn auf der Seite des Werbetreibenden ein bestimmter Abschluss wie zum Beispiel das Ausfüllen eines Formulars oder dem Anschluss einer Mitgliedschaft oder eines Abonnements erfolgt ist.

Um mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern: im Schnitt bekommt der Seitenbetreiber für 1000 Einblendungen einer Werbung ein paar Cent. Für einen Klick bekommt er im besten Fall auch ein paar Cent. Klickraten liegen - je nach Art der Seite - entweder in (sehr) niedrigen Prozentbereich oder bei IT-Seiten mit Foren im Promille-Bereich. Dazu kommt, dass eben Werbeblocker hier aktuell 50% der Werbung komplett vorweg schon killen (Tendenz steigend).

Das heißt jetzt nicht, dass Online-Werbung nichts bringt. Aufgrund meiner Arbeit weiß ich, dass manche Seiten sich damit eine goldene Nase verdienen. Kleines Beispiel eines Falles den ich kenne: Jemand der mehrere "Blogs" zum Thema Kredite, Aktien und Finanzdienstleistungen betreibt. Die Zugriffszahlen pro Seite sind nicht überwältigend, aber pro Monat kommt schon einiges zusammen. Die Klickrate liegt bei fast 10% (das heißt, dass jede 10te Werbung angeklickt wird). Pro Klick bekommt er je nach Thema zwischen einem und drei Euro - was dabei raus kommt kann sich jeder selbst ausrechnen.

Auf der anderen Seite stehen Technik- und IT-Seiten wie zum Beispiel auch Nickles: Wir haben Zugriffszahlen die erfordern, dass wir auf eine moderat teure Infrastruktur setzen (mehrere Tausend Euro pro Jahr) und wir leisten uns den Luxus keine Software von der Stange zu verwenden, unter anderem um nicht Ziel von Massenhacks auf Standard-Forensoftware zu werden (und weil vieles über Jahre gewachsen ist und sich nur schwer in eine Standard-Software übertragen ließe). Hier sind typische Klickraten im Bereich von 0.3% recht normal - also von 1.000 angezeigten Werbungen werden 3 angeklickt. Leider sind auf solchen Seiten dann auch die Vergütungen weit entfernt von denen auf Seiten die Leute abzochen - also wir reden hier bin Klickpreisen in der Region von 20 Cent. Das hieße im Idealfall: 1.000 Seitenabrufe bringen 60 Cent. Da kann sich jeder selbst ausrechnen, wie viele Millionen Seitenaufrufe man bräuchte, wenn man nur 50% der Werbung dank Adlocker angezeigt bekommt, man sich auf faire Werbung beschränkt und jeden Monat mehrere Hundert Euro an Fixkosten für die Infrastruktur hat - wenn das jemand nur wegen Geld macht, dann macht er keine IT-Seite auf sondern verkauft den Menschen Versicherungen.

Pauschalurteile sind immer falsch!!!
bei Antwort benachrichtigen
Sag ich doch... Nashörnchen
Gefällt mir... Nashörnchen
You made my day T6T8
Ja. Jürgen jueki
Danke. aldebuedel