Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen sorgte zuletzt am 20. November für Schlagzeilen. Da forderte sie eine Überarbeitung des Telemediengesetzes, um Kinderpornographie im Internet zu bekämpfen. Ihr simples Rezept: die deutschen Internet-Anbieter sollen sich gefälligst um das Sperren von Seiten mit kinderpornographischen Inhalten kümmern (siehe Bundesfamilienministerin will Internet-Zensur).
Jetzt meldet sich die Bundesfamilienministerin mit einer neuen Zensur zu Wort: alle Glücksspielseiten sollen weg. Dazu fordert sie wiederum eine freiwillige Selbstverpflichtung der Internet-Anbieter. Wie die Internet-Anbieter derlei Sperren effektiv erledigen sollen, ist natürlich fragwürdig. Und erst recht fragwürdig ist, ob sie sich überhaupt zum Sperren zwingen lassen werden.
Michael Nickles meint: Kinderporno-Seiten sind Mist, Glücksspielseiten ebenfalls. Trotzdem kann man nur hoffen, dass sich die Internet-Anbieter entschieden und geschlossen weigen, einen Sperrmechanismus einzuführen. Denn gibt es diesen Mechanismus erstmal, dann wird es immer mehr Forderungen geben ihn auf weitere Dinge im Internet auszuweiten.
Wie sinnlos Sperren sind, zeigte sich im Fall "Youporn", der sich im September 2007 ereignete. Arcor wurde quasi gezwungen, seinen Kunden den Zugang zu diesem öffentlichen Pornovideo-Portal zu sperren (siehe Arcor sperrt Pornos). Noch weiter ging kurz darauf der Erotik-Unternehmer Tobias Huch.
Der wollte Arcor dazu zwingen Google zu sperren, weil sich über Google ausländische Porno-Seiten finden, die auf Altersüberprüfung verzichten. Das ist geschäftsschädigend für Deutsche Pornounternehmer. Die sind zu einer komplizierten Altersüberprüfung gezwungen und den ausländischen Betreibern dadurch im Nachteil.
Tobias Huch betreibt unter anderem das Altersverfikations-System "ueber18.de". Bekannt wurde Huch dieses Jahr im Rahmen des Telekom-Datenskandals, als er mitteilte, dass er im Besitz der geklauten 17 Millionen Kundendaten ist (siehe Erotik-Unternehmer hat die 17 Millionen Kundendaten).
Welche Gefahr ein Sperrmechanismus im Internet birgt, zeigt auch der aktuelle Terroranschlag in Bombay. Laut aktuellen US-News nutzten die Terroristen für die Planung ihrer Attacke Google Earth. Bleibt abzuwarten, wann Bundesinnenminister Schäuble fordert, dass Google Earth verboten wird.
Was mir übrigens richtig stinkt ist, dass Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen offensichtlich unfähig ist, in Sachen Glücksspiel erstmal dort aufzuräumen, wo es schon längst überfällig ist: bei den TV-Sendern - dort werden Glücksspiele bereits seit Jahren bis zur Extase getrieben. Im Prinzip ist jedes Zeugs, wo "zig Millionen" einen "50 Cent"-Telefonanruf machen um einen "Hunderter" zu gewinnen, illegales Glücksspiel.