Seit rund zwei Jahren sind im Handel preiswerte Sat-Receiver ab 40 Euro erhältlich, deren Linux-basiertes Betriebssystem leicht geändert werden kann. Dadurch können beispielsweise Emulator-Erweiterungen eingespielt werden, mit denen sich Pay-TV-Programme entschlüsseln lassen.
Betroffen ist unter anderem der deutsch Pay-TV-Anbieter Premiere. Die Emulatoren sind seit einiger Zeit so fortschrittlich geworden, dass sie die aktuellen Premiere-Keys automatisch entschlüsseln können, Schwarzgucken ist damit enorm simpel geworden. Anfangs waren die manipulierbaren Receiver eine "Geheimsache", als die Computerbild im Oktober 2007 deren Existenz öffentlich machte, wurde die Nutzung der Receiver zum Volkssport.
Jetzt hat Premiere reagiert und einen der Receiver-Importeure - die Zehnder GmbH - erfolgreich verklagt, das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung verhängt. Jetzt sollen die Vertriebswege bis zum Endkunden verfolgt werden, mit hohen Schadensansprüchen von Premiere ist zu rechnen.
Laut Premiere sollen also auch die Käufer der Receiver strafrechtlich belangt werden.
Michael Nickles meint: Strafrechtlich belangbar sind sicherlich alle Verkäufer, die Receiver mit vorinstallierter manipulierter Software ausgestattet haben. Tatsächlich basieren inzwischen fast alle preiswerten Sat-Receiver auf Linux und entsprechend einfach kann ihr Betriebssystem durch Verbindung mit einem PC per serieller Schnittstelle ausgetauscht werden.
Ein Linux-basierter Sat-Receiver ist ohne modifizierte Software also ein ganz normaler legaler Empfänger. Zudem wurden die modifizierbaren Billiggeräte auch tonnenweise in Elektronikmärkten, Baumärkten und dergleichen verkauft. Viele haben also unter Umständen einen "bösen Empfänger" im Wohnzimmer ohne es zu wissen.
Fraglich bleibt auch, wann Premiere den Herstellern von PC-Sat-Empfangskarten an die Gurgel geht. Selbst mit einer Billigst-Sat-Karte kann Premiere seit Jahren mühelos geknackt werden, wenn dafür eine spezielle kostenlose Software verwendet wird.