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Die verbotenen Kreuze

Archaeopteryx / 17 Antworten / Flachansicht Nickles

Sie sind ein Ausdruck der Fassungslosigkeit, der Verzweiflung und der unendlichen Trauer. Sie prägen die Seitenräume vieler Bundes - und Landstraßen. Und sie stehen für Schicksale, für den Tod. Jedes dieser Kreuze symbolisiert einen Menschen, der im Straßenverkehr an dieser Stelle sein Leben ließ.

Sie sind geschmückt mit Grablichtern und Blumen, Bildern und Gedichten. Und diese Kreuze haben eines gemeinsam: Sie dürften dort eigentlich gar nicht stehen.

Denn natürlich findet sich im deutschen Paragraphendschungel auch für dieses Aufstellen von Trauersymbolen eine Vorschrift: Es handelt sich dabei in Behördensprache um die "Sondernutzung des Straßenseitenraumes".Die ist genehmigungspflichtig, aber meines Wissens hat noch nie jemand versucht, bei den zuständigen Straßenmeistereien eine solche Erlaubnis zu bekommen, weil er sie vermutlich nicht bekommen würde.

Nun ist es vor kurzer Zeit in unserem Landkreis zu einem tragischen Unfall gekommen, bei dem zwei Menschen ihr Leben ließen. Auch hier wurden Trauersymbole an den Straßenrand gestellt. Zum ersten Male regte sich bei einer Straßenmeisterei hierrüber Empörung. Angeblich beeinträchtigen die Kreuze die Verkehrssicherheit. (Es handelt sich um zwei Kreuze mit einer Höhe von 1 m) Autofahrer könnten hier abgelenkt werden und falsch reagieren, hieß es in der Begründung. Man werde sich mit den Angehörigen dem Anlass entsprechend verständigen.

Natürlich brandeten darüber heiße Diskussionen auf. Wo soll man beim Aufstellen von Trauersymbolen die Grenze ziehen? Sollte man es bei allem Verständnis für die Trauernden generell untersagen?

Wie ist eure Meinung dazu?


Grüße
Archaeopteryx
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.
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shrek3 joblessbiker „wenn man überlegt, welche gewaltigen tafeln die dt.verkehrswacht/industrie an...“
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Ein paar Kilometer von meiner Wohnung entfernt ist es vor ein paar Jahren zu einem tödlichen Unfall gekommen.
Und besonders in den ersten 6 Monaten danach sah ich unheimlich oft den Vater (oder war es sogar der Unfallfahrer?) dort Kerzen und Blumen aufstellen.

Er muss wohl jeden Tag mindestens einmal dorthin gefahren (wahrscheinlich aber mehrmals) - so häufig wie ich ihn dort gesehen habe.

Obwohl ich ihn durch mein Vorbeifahren jeweils nur für ein paar Sekunden sehen konnte, wirkte er auf mich vollkommen fassungslos und aufgewühlt vor Schmerzen.

Mich hat das jedes mal traurig gemacht.

Wenn das gleiche meinem Sohn passiert wäre - nie könnte ich an dieser Stelle vorbeifahren, ohne Trauer und Schmerz zu empfinden.

Es ist ein besonderer Ort.

Gruß
Shrek3

Fatal ist mir um das Lumpenpack, das, um Herzen zu rühren, den Patriotismus trägt zur Schau, mit all seinen Geschwüren. Heinrich Heine
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Ich komm aus Neuburg. magggus