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Glasfaser-Internet: Deutschland ist noch Entwicklungsland

Olaf19 / 2 Antworten / Flachansicht Nickles

Hallo zusammen!

In Teilen Ostasiens, z.B. Japan, Südkorea oder Hongkong, sind Internetzugänge mit 1 GBit/sec. schon gang und gäbe, bei unseren skandinavischen Nachbarn wenigstens zum Teil, wenn auch "nur" mit 100 MBit - hier in Deutschland läuft man allmählich Gefahr, die Entwicklung zu verschlafen. Das jedenfalls ist für mich die Quintessenz des hier verlinkten Textes, der eine Art Mittelding aus Artikel und Interview (Partner ist der Generaldirektor des Branchenverbandes FTTH Council Europe, Hartwig Tauber) darstellt: http://www.golem.de/0909/69768.html

Olaf19 meint...
Lassen wir einmal die Betrachtung außen vor, wer Schuld an der unbefriedigenden Situation hat, die Deutsche Telekom oder andere (kleinere) Anbieter oder wer auch immer. Mich erinnert die Diskussion lebhaft an das Szenario aus den Neunziger Jahren: Damals wurde aufs Lebhafteste ISDN gepusht, obwohl in anderen Ländern, allen voran die USA, schon längst ADSL seinen Siegeszug angetreten hatte. ISDN, immerhin fast 3x so schnell wie das "gute alte" Analogmodem, zumindest bei Kanalbündelung, und mit der speziell für Hausbesitzer und/oder Telefaxnutzer attraktiven Empfehlung von mehreren separaten Rufnummern und anderen Komfortfunktionen, galt anscheinend vielen damals als "fortschrittlich genug".

Privat surfe ich mit 4000 kBit/sec., laut technischer Hotline von Alice ist bei meinen uralten Leitungen technisch nicht drin - angeblich. Noch vor wenigen Jahren hätte ich diese 4000 für puren Luxus, für Breitband-Overkill gehalten. Zumal ich nie ein Tauschbörsensauger o.ä. Intensivst-Nutzer gewesen bin. Man darf aber nicht aus den Augen verlieren, dass die Internet-Inhalte im Laufe der Jahre viel komplexer geworden sind. Ein paar Bilder hier, ein Filmchen da, Werbebanner bis zum Umfallen, sofern man sie nicht gerade geblockt hat - der Bandbreitenfresser gibt es da viele.

Noch 2002 habe ich meine damaligen 2000 kBit/sec. wie eine Standleitung ins lokale Intranet empfunden - Knopfdruck und die Seite war da. Heute, mit doppelt so viel Bandbreite, kommt mir das Internet viel lahmer vor, zeitweise fühle ich mich sogar ins Analog-Zeitalter zurückversetzt - bei unverändert gebliebenen Surfgewohnheiten, versteht sich. So ändern sich die Zeiten...

CU
Olaf

"Das sind Leute, die von Tuten und Ahnung keine Blasen haben" (ein Reporter auf die Frage nach der politischen Bildung des typischen Anhangs von Donald Trump)
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Hallöle zurück,

eigentlich wollte ich einen eigenen Thread zu einem ähnlichen Thema, nämlich den Breitbandausbau in unserer Kommune, eröffnen.
Denke aber, meine Sichtweise passt hier ganz gut rein!

Fangen wir mal an:
Seit 1999 (10 jähriges Wartejubiläum yeah) renne ich hinter einem DSL Anschluß der T-COM hinterher.
Wie so vieles, war es nicht möglich, mir einen Breitbandzugang bereit zu stellen...grrr.
Ende 2005 haben wir in unserer Ortschaft eine Umfrage gestartet, um zu ermitteln, wie hoch das Interesse nun ist.
Herausgekommen sind rund 300 Haushalte! Diese Liste haben wir zur Hauptniederlassung der T-COM nach Bielefeld geschickt!
Die haben dann sämtliche Leitungen überprüft, und da wo es machbar war, haben wir DSL Light bekommen.
Das war vor ca. 2 1/2 Jahren. Zwischendurch haben wir immer wieder nachgefragt ob nun ein Ausbau bzw. eine Geschwindigkeitserhöung machbar wäre.
Irgendwann bekam ich\ bekamen wir als Antwort zu hören, das wir mit dem "Speed", den wir haben, zufrieden sein sollten!
Ich habe darauf nur geantwortet, ob die T-COM ihre Kunden wohl nicht langfristig an sich binden will... und aufgelegt!
Investiert wurde, so vermute ich mal, nur das äusserste Minimum.

Da so ein Geplänkel mit dem Rosa Riesen nichts bringt, haben wir uns letztes Jahr an unsere Kommune gewandt. Sämtliche Unterlagen, Listen mit Unterschriften etc. haben wir vorgelegt und daraufhin kam einiges in Bewegung!
Vor ca. zwei Jahren sollte ein Vollausbau in mehreren Ortschaften ca 1,3 Mio. Euros kosten.
Dagegen gab es vom Land einen Zuschuß von 50.000 Euro pro Ortschaft!
Einen kleinen Anteil hätte die T-COM getragen und der Rest von ca. 600.000 - 800.000 Euro wäre an der Kommune hängen geblieben!
Da das in keinem Verhältnis steht und die Stadt diese Summe nicht aufbringen konnte, kam es auch nicht zu einem Ausbau:-(

Jetzt im Sommer hat unsere Kommune eine öffentliche Ausschreibung für den Breitbandausbau für sämtliche Ortschaften gestartet!
Es haben sich mehrere Wettbewerber und Regionalanbieter gemeldet!
Nur wer hat sich an der Ausschreibung nicht beteilgt!? Ja ratet mal.... es war die T-Com AG!!!
Und heute ist es so, das der Ausbau in unserem Kreis zu 90 Prozent vom Land NRW durch Fördergelder beglichen wird!
Da frage ich mich wirklich, wieso es kein Angebot von der T-Com gegeben hat... gepennt haben die!!!
Andere Anbieter sind halt flinker, pfiffiger und konsequenter in der Umsetzung!
Eine sehr geringe Summe muß die Stadt aufbringen und durch einen regionalen Anbieter, bei dem ich seit fast drei Monaten ein zufriedener Kunde bin, bekommen wir jetzt eine Glasfaseranbindung, die außerdem mit mind. 12 Mbits garantiert wird!
Man muß noch erwähnen, das sämtliche Anbieter ihre Ausbaukosten deutlich reduziert haben!
Die Verträge sind unterschrieben, die Fördergelder stehen auch bereit und ich hoffe, das wir in unserer Ortschaft noch dieses Jahr Highspeed bekommen!
Unsere Kommune, das möchte ich auch betonen, hat sich seeehr für einen Breitbandausbau eingesetzt!!!!

Tja, und wer hat jetzt Schuld an diesem Dilemma?
In meinen Augen ist es erstmal die bürokratische, unflexible T-Com AG, die ihren Hals nicht voll genug bekommen kann!
Die diskutieren auf hoher politischer Ebene um eine Erhöhung der Leitungsentgelde (letzte Meile).
Von damals rund 10 Euro möchte die Telekom jetzt gerne 12,50 Euro von den Drittanbietern für die letzte Meile haben!
Und so lange wird halt nicht oder in einem sehr begrenzten Rahmen ausgebaut!
Wie weit die Verhandlungen sind oder ob sie sich bereits geeinigt haben, das weiß ich ich nicht, da mich das auch nicht mehr interessiert!
1 GBit/sec. ist in Deutschland noch ein langer Weg, weil sich viele gegenseitig den Weg versperren statt gemeinsam etwas zu bewirken!
Es gibt zwar eine zaghafte Zusammenarbeit im Glasfaserausbau der T-Com mit Vodafone und 1&1.
Ob das aber bundesweit funktioniert, wage ich sehr zu bezweifeln!
Genug geschrieben... :D:D:D

MfG
THX Ultra II

Die Zunge ist das einzigste Werkzeug welche durch ständigen Gebrauch schärfer wird ;-)
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