
Tipp des Tages
Laufwerke einbinden - die universelle Methode mit mount
Die Problematik mit dem Einbinden von Laufwerken begründet sich in den hohen Sicherheitsansprüchen, die Linux hat. Bei Herstellern einsteigerfreundlicher Linux-Versionen wie Ubuntu, hat inzwischen allerdings das Umdenken begonnen. Denen ist klar geworden, dass es Linux-Einsteiger schlichgtweg zum Wahnsinn treibt, wenn sie nicht an ihre Platten rankommen. Seit Ubuntu 7.04 (Feisty Fawn) wurde der Laufwerkszugang deshalb enorm erleichtert - es ist kein manueller Weg mehr nötig. Man klickt auf ein Laufwerk drauf, es wird eingebunden und man kann davon lesen und drauf schreiben. Natürlich kann sich das bei der nächsten Ubuntu-Version wieder ändern. Egal was immer: mit der hier beschriebenen manuellen Methode klappt es garantiert immer - egal welche Linux-Distribution Du hast.
Hinweis: Der folgende Abschnitt zeigt Bilder von Gnome - bei KDE läuft die Sache nahezu identisch ab. Statt des Gnome-Dateimanagers "Nautilus" wird halt einfach der KDE-Dateimanager "Konqueror" verwendet.
Ok. Du hast irgendein Live-Linux gestartet oder installiert und jetzt das Problem, dass kein Zugriff auf die Laufwerke des PCs möglich ist, die eventuell nicht mal irgendwo angezeigt werden.
Ärgerlich: Hier wurde eine Ubuntu Live-Version gestartet. Leider bietet sie keinerlei Zugang zu den Festplattenlaufwerken des PC. Im "Dateimanager" wird lediglich die RAM-Disk angezeigt in der sich Ubuntu installiert hat (Bildsymbol "Dateisystem"). Das Verhalten hängt wie gesagt von der jeweiligen Ubuntu-Version ab.
Hier gilt zu wissen, dass das zickige Linux sämtliche Laufwerke im PC gewiss erkannt hat, es gibt sie nur nicht mal so eben her auf dem Desktop.
In solchen Fällen gibt es einen universellen Weg. Der ist nicht der bequemste, aber er funzt sozusagen immer. Mach eine Konsole auf und dann folgendes:
Konsolenbefehl "sudo fdisk -l" - das listet alle vorhandenen Festplatten auf und welche Bezeichnungen sie unter Linux haben.
Anhand der Liste kriegst Du raus, welche Bezeichnungen Platten haben und welches Dateisystem sie verwenden. Grundlagen zum Verständnis der Laufwerkbezeichnungen stehen im Beitrag "Linux - Laufwerke und Dateisysteme durchleuchtet". Im Bild findet sich eine Festplatte die als "/dev/hdd1" ((siehe Pfeil links) bezeichnet wird, als Dateisystem wird "W95 FAT32" (siehe Pfeil rechts) angegeben.
Es handelt sich hier also um eine Platte, die mit FAT32 formatiert wurde. Je mehr Laufwerke Du in der Kiste hast, desto fickriger ist es logischerweise die richtige zu finden (das ist unter Microsoft Windows nicht anders). Im Folgenden wird als Beispiel davon ausgegangen, dass unter Linux Zugriff auf das Laufwerk "/dev/hdd1" gewünscht wird.
Um ein Laufwerk unter Linux nutzen zu können muss es eingebunden werden (gemounted). Aber bevor ein "Mounten" möglich ist, braucht es erstmal ein definiertes ZIEL WOHIN eingebunden werden soll (= mount point). Klingt bescheuert, aber Du wirst gleich kapieren.
Es wird also jetzt erst mal ein Ziel für das Laufwerk eingerichtet, der "mount point". Mach jetzt spasseshalber mal den Dateimanager Deines Linux auf und geh ganz rauf in das Rootverzeichnis "/":
Dateimanager: Im Root-Verzeichnis "/" findet sich bei den meisten Linux-Distributionen ein Unterverzeichnis namens "media".
Das Unterverzeichnis "/media" kann irgendwelches Zeugs drinnen haben, es kann auch leer sein. Oder es existiert nicht. Völlig egal.
Geh zurück in die Konsole und mach das hier:
Der Befehl "sudo mkdir /media/sexbilder" bewirkt, dass im Verzeichnis /media ein neues Unterverzeichnis namens "sexbilder" angelegt wird. Fall das Verzeichnis /media bei Dir vorher noch nicht da war, muss es erst per "sudo mkdir /media" angelegt werden und danach dann "sudo mkdir /media/sexbilder" durchgezogen werden.
Das Ergebnis dieser hochkomplizierten Aktion kann jetzt im Dateimanager bestaunt werden:
Prima: Jetzt existiert im Verzeichnis /media ein Verzeichnis namens "sexbilder" das leer ist.
Wahrscheinlich dämmert es Dir bereits: diese "geheimnisvollen" "mount points" bei Linux sind eigentlich nix anderes als stinknormale Verzeichnisse.
Was jetzt noch fehlt ist der finale Megatrick wie man Linux klarmacht, dass das Verzeichnis "sexbilder" die Inhalte der Festplatte (im Beispiel die dev/hdd1" kriegen soll. Das geht in der Konsole so:
Konsole: Per Befehl "sudo mount /dev/hdd1 /media/sexbilder" wird befohlen, dass das Verzeichnis "/media/sexbilder" den kompletten Inhalt der Festplatte /dev/hdd1 kriegt.
Wie meist beim Ausführen solcher Konsolenbefehle antwortet Linux einfach mit nichts, es passiert einfach:
Dateimanager: das Verzeichnis "sexbilder" enthält jetzt den kompletten Inhalt der Festplatte.
Im Linux-Fachchinesisch würde man die eben durchgeführte Sache so bezeichnen: "Das Laufwerk /dev/hdd1 wurde auf den mount point /media/sexbilder gemounted".
Hier abschließend eine Kurzzusammenfassung, wie Laufwerke mit universeller Methode in Linux eingebunden werden:
Laufwerk-Einbindungsschritt
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Tipp
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1. Laufwerksbezeichnung rauskriegen
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Der Konsolenbefehl "sudo fdisk -l" listet alle verfügbaren Laufwerke und ihre Bezeichnungen auf.
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2. Verzeichnis für Laufwerk einrichten
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Es wird per Konsolenbefehl "sudo mkdir VERZEICHNIS" ein Verzeichnis angelegt. Beispielsweise /media/sexbilder.
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3. Laufwerk mit Verzeichnis verbinden
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Per Konsolenbefehl "sudo mount LAUFWERKSBEZEICHNUNG VERZEICHNIS" wird das Laufwerk mit dem Verzeichnis verbunden.
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Generell kannst Du jedes beliebige Verzeichnis an jeder beliebigen Stelle für eine Verbindung zu einer Festplatte verwenden. Du kannst es auch anders als "sexbilder" nennen. Linux-typisch ist allerdings, dass man Verzeichnisse für Laufwerke im Hauptverzeichnis /media als Unterverzeichnisse anlegt.
HINWEIS: Der Befehl "mount" kann mit diversen Parametern ausgeführt werden. Der Parameter "-t vfat" erzwingt beispielsweise, dass ein Laufwerk eingebunden wird, das über ein Windows Dateisystem wie FAT32 verfügt. Hier gilt: es braucht in der Regel kein "-t" Parameter verwendet werden um das Dateisystem anzugeben. Lässt man den Parameter einfach weg, dann ermittelt Linux das Dateisystem automatisch - und das sehr treffsicher. Per Konsolenbefehl "man mount" werden alle mount-Parameter erklärt. Und davon gibt es elend viele. Es ist nicht nötig, sich für den Einstieg in Linux damit verrückt zu machen.
An dieser Stelle gilt: das Laufwerk ist jetzt eingebunden und kann verwendet werden. Aber: es ist nur für Lesezugriffe freigegeben, Schreibrechte sind nicht aktiviert. Das lässt sich natürlich ändern...