
Tipp des Tages
Grafik bei Discount-PCs - unkalkulierbarer Stressfaktor
Obwohl eigenständige Grafikkarten für "Normalanwendung" schon lange sehr preiswert zu kriegen sind (ab ca 50 Euro), kommen Discount-PCs oftmals nur mit Onboard-Grafik. Es spielt keine Rolle, ob ein Grafikchip auf einem Mainboard von AMD/ATI, Nvidia, Intel oder sonst wem kommt - Onboard-Grafik ist sozusagen immer schlechter als eine billige eigenständige Grafikkarte.
Besonders fatal ist, dass Onboard-Grafiklösungen keinen eigenen Arbeitsspeicher haben, ihn vom Hauptspeicher des PC abzwacken. Dabei gehen schnell 128 - 256 MByte flöten. Extrem übel ist dies, wenn ein Discounter-PC mit Windows Vista und nur 1 GByte RAM geliefert wird. Ein GByte ist ohnehin schon zu wenig für Vista und davon noch was für die Grafik abzuzwacken schlichtweg verrückt.
Weiterer Nachteil bei Onboard-Grafik: es gibt häufig nur einen VGA-Ausgang, der sehr angenehme Betrieb von zwei Bildschirmen ist nicht möglich. Natürlich kann man die Onboard-Grafik eines Discounter-PCs "abschalten" und eine günstige eigenständige Grafikkarte reinbauen. Das ist immer eine sinnvolle Tuningmaßnahme, falls nur Onboard-Grafik vorhanden ist. Der Knackpunkt: es gibt durchaus Discounter-PC, die weder über AGP- noch PCI-Express-Steckplatz verfügen. Dann besteht keine Chance von der lahmen Onboard-Grafik wegzukommen.
Kurzum: bei Billigst-Maschinen unter 400 Euro wird in den meisten Fällen nur lumpige Onboard-Grafik geboten. Hat die Kiste einen freien PCI-Express-Grafikkarten-Steckplatz, dann kann immerhin eine brauchbare Grafikkarte nachgerüstet werden. Bereits mit einer "Billig-Karte" um 50 Euro ist dann eine ordentliche Leistungssteigerung möglich.
Bei "teuren" Discounter-Modellen um ca 700-900 Euro lassen sich die Anbieter zumindest auf dem Prospekt in der Regel nicht lumpen: es wird mit einer aktuellen "Highend"-Grafikkarte geworben, die selbst höchsten Ansprüchen gerecht werden soll.
Aldi-"Traum-PC" vom November 2007: hier soll eine Nvidia Geforce 8600 GS für "High-End Full HD Grafik sorgen".
Wenn eine Highend-Grafikarte angepriesen wird, dann ist das immer eine sehr heikle und unkalkulierbare Sache. Denn: in der Regel verbauen Discounter zwar aktuelle Marken-Grafikkarten, aber dabei handelt es sich meist um "spezielle" Modelle, die exakt für den Discounter produziert werden. Im obigen Bild bot Aldi beispielsweise eine "Nvidia Geforce 8600 GS".
Nvidia-Webseite im November 2007, zeitgleich zum Aldi-PC-Angebot mit Geforce 8600 GS: eine Grafikkarte mit "8600 GS"-Chipsatz existiert offiziell bei Nvidia nicht.
Als der Aldi-PC im November 2007 mit "8600 GS"-Karte kam, existierte dieses Kartenmodell bei Nvidia offiziell gar nicht. Auf http://www.nvidia.de wurden lediglich 8600er Modelle mit Produktbezeichnungs-Zusatz "GTS" und "GT" aufgelistet. Ein Laie der nachforscht, denkt hier sicher schnell, dass das "GS" von Aldi sicherlich so was wie das offizielle "GTS" und "GT" von Nvidia sein wird, aber das ist trügerisch.
Bereits ein anderer Buchstabe in der Bezeichnung, kann eine völlig andere Leistungsklasse bedeuten. Beispielsweise wurde für den Discounter ein spezielles Kartenmodell gebaut, das eventuell einen geringern Takt oder schlapperen Speicher hat - also weniger Leistung.
Seit Jahren hat es System, in Discounter-PCs Karten mit "speziellen" Bezeichnungen zu verbauen. Dadurch wird verhindert, dass man exakt vergleichen kann, also nachforschen, was die Grafikkarte im Discounter-PC tatsächlich wert ist, welche Leistung sie wirklich bringt.
Einem Laien, dem Highend-Spiele wurscht sind, der braucht auf so ein Detail natürlich nicht zu achten - aber dann braucht er auch keine abgespeckte Luxus-Grafikarte, die einen Discounter-PC logischerweise teurer macht.
So oder so: im Fall der Nvidia 8600er Modelle konnten Testexperten wie http://www.3dcenter.org leicht enttarnen, dass es sich bei dieser Baureihe generell um arg abgespeckte Modelle handelt, die von "Highend-Leistung" weit entfernt sind:
http://www.3dcenter.org: hier wurde den Nvidia-Modellen der 8600er Serie nur enttäuschende Leistung bescheinigt.
Das Original-Fazit von http://www.3dcenter.org:
"Den inzwischen bestehenden Anspruch an eine Grafikkarte mit dem Suffix "600" im Namen kann Nvidia derzeit jedenfalls nur teilweise gerecht werden, dafür ist der Leistungsabstand zu den HighEnd-Modellen viel zu groß. Noch zu Zeiten von GeForce 6600 GT und 7600 GT stand dieses Suffix einmal für Grafikkarten zu bezahlbaren Preisen, welche aber dennoch nicht mit Leistung geizten. Diese Zielsetzung kann die GeForce 8600 Serie wohl nur kurzfristig, sprich für den Augenblick erfüllen. Die technischen Daten deuten aber eher darauf hin, daß diese Karten viel schneller von neuen, modernen Spielen eingeholt werden als die vorherigen Mainstream-Generationen seitens Nvidia."
Im obigen Fazit geht es zwar konkret nur um die 8600er Modelle "GT" und "GTS", man kann sich aber leicht ausrechnen, dass es um das "GS"-Modell von Aldi sicherlich nicht besser steht.
Also: wenn bei einem Discounter-PC mit einer "Highend"-Grafikarte geworben wird - und deren Modellbezeichnung offiziell nicht einmal existiert - dann sollte immer die Alarmglocke läuten. Sonst hockt man ruckzuck mit einem eigentlich sehr gut ausgestatten PC da (Prozessor, RAM-Menge), bei dem die leistungstechnisch nicht dazu passende Grafikkarte den Genuss aktueller Spiele ordentlich versaut.