
Tipp des Tages
Discounter-PCs - Ärgernis RAM
Klar - ein Discounter-PC soll möglichst billig sein, aber einige Sparmaßnahmen sind schon idiotisch. Auch 2007 war es - trotz extrem niedriger Speicherpreise - üblich, bei vielen Discounter-PCs nur 1 GByte RAM einzubauen, obwohl sie mit Windows Vista geliefert wurden. Ein GByte Arbeitsspeicher sind im Fall von Vista schlichtweg ein Witz.
Aus den Prospekten der Discounter lässt sich leider nur selten ermitteln, ob noch Steckplätze zum Einbau weiterer Speichermodule frei sind - im Blödfall gibt es nur zwei die beide bestückt sind und das war's dann.
Glück: bei diesem mit 1 GByte RAM bestückten Aldi-PC sind noch zwei Speichermodul-Steckplätze frei.
Aldi-PC-Angebot Ende 2007: Auf der Aldi-Internseite wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser PC mit 1024 MByte RAM bestückt ist, dieser sich aus zwei 512 MByte Modulen zusammensetzt und dass beide Speicherbänke belegt sind.
Theoretisch ist der Hinweis auf Belegung beider Speicherbänke fair. Und im Prinzip auch zwangsläufig nötig, denn damit Speicher im schnellen Dual-Kanal-Betrieb laufen kann MÜSSEN mindestens zwei Module drinnen sein. Praktisch scheitert die Fairness daran, dass ein Aldi-Kunde natürlich kapieren muss, dass es ein NACHTEIL ist, dass beide Speicherbänke belegt sind, weil somit kein Aufrüsten mit weiteren RAM-Modulen mehr möglich ist.
Wer sich das Angebot auf den Aldi-Internetseiten anguckt, der stolpert also recht schnell drüber, dass beide Speicherbänke verbraten sind - der Hinweis ist gut erkennbar. Wer sich allerdings den großen "Papier-Werbezettel" von Aldi im "Tageszeitungs-Großformat" anguckt, der hat es schwerer, die "RAM-Falle" zu erkennen:
Aldi-Papierprospekt im Großformat. Auf der ersten Seite findet sich der Hinweis, dass 1024 MByte Arbeitsspeicher drinnen stecken - dahinter findet sich eine kleine Fussnote "9". Was es mit diesem "9" auf sich hat, wird erst auf der dritten Prospektseite ganz unten im Kleingedruckten erklärt: "Beide Speicherbänke" belegt.
Das obige Aldi-PC-Angebot für 499 Euro zerbricht schließlich an der Tatsache, dass als Betriebssystem "Windows Vista Home Premium" dabei ist. Und Vista mit 1 GByte RAM zu fahren ist Schwachsinn. Damit der 499 Euro Aldi-PC wirklich fit wird, muss man also die beiden 512 MByte Speichermodule rausreißen und durch zwei 1 GByte Riegel ersetzen - die kosten je nach Tagespreis zwischen 20-50 Euro. Wenn die RAM-Preise wieder steigen, kann so eine Umbauaktion natürlich deutlich teurer werden.
Die Reinfall-Palette beim RAM ist groß. Das zeigt sich auch beim Billig-PC-Angebot von Norma:
Norma, Oktober 2007: Hier wird für 399 Euro ein PC mit 1 GByte RAM und Windows Vista Home Premium angeboten. Im Prospekt wird klar darauf hingewiesen, dass noch drei freie RAM-Speicherplätze frei sind, bis auf 4 GByte ausgebaut werden kann.
Wer sich mit PC-Technik nicht so gut auskennt, freut sich bei einem Angebot wie dem von Norma natürlich, dass der Speicher erweiterbar ist. Tatsächlich ist das Norma-PC-Angebot Schwachsinn: das Mainboard hat vier RAM-Steckplätze, von denen EINER mit EINEM 1 GByte Riegel bestückt ist. Aufklärung bringt ein Blick ins Mainboard-Manual des Norma-PCs, der von Fujitsu-Siemens stammt:
Mainboard-Manual des Norma-PC: Im Klartext heißt dieser Abschnitt (siehe Pfeil), dass optimale RAM-Leistung nur rauskommt wenn MINDESTENS ZWEI Speicherriegel installiert sind.
Grundsätzlich wird bei DDR2-Speicher nur dann maximale Leistung per Dualkanal-Betrieb erreicht, wenn mindestens zwei Speichermodule verbaut sind - andernfalls kommt nur halbe Leistung raus. Das macht in der Praxis schon einen saftigen Leistungsunterschied aus. Klar - ein 399 Euro PC ist halt nun mal ein billiges Ding. Zum Zeitpunkt des Norma-Angebots waren die Speicherpreise allerdings komplett im Keller - ein 1 GByte Modul kostete grade mal rund 20 Euro. Wer keine Leistung verschwenden will der MUSS bei so einem Rechner also klarstellen, dass mindestens zwei DDR2-Module eingebaut sind.
Aldi-Schweiz, Ende 2007. Zwar waren die Speicherpreise zu diesem Zeitpunkt auf einem historischen Tiefstand, dennoch wurde hier ebenfalls ein PC mit Vista Home Premium und nur einem GByte Speicher verkauft - und an dem bedient sich auch noch die Intel-Onboard-Grafik. Für 777 Franken (ca 470 Euro) war dieses Angebot beim besten Willen kein Schnäppchen.
Final gilt: natürlich teilen Discounter in der Regel nur mit WIEVIEL Speicher im PC verbaut ist, aber nicht WELCHER exakt. Wer den Prozessor eines Discounter PCs übertakten will, scheitert also unter Umständen an der Qualität der Speichermodule. Überhaupt ist Overclocking bei Discounter PCs heikel. Zwar werden oft preiswerte Prozessoren verbaut die sich theoretisch klasse übertakten lassen, aber praktisch scheitert das schnell am Faktor "Discounter-BIOS"...