Allgemeines 21.915 Themen, 147.228 Beiträge

fakiauso shrek3 „Ladenhüter sind nur zu einem geringen Teil das Resultat einer künstlich erzeugten Bedafsstrategie - es sei, man ...“
Optionen

Aufsatz? - Aufsatz;-)

"In einem Preis sind alle Kosten enthalten, egal wie er hoch oder niedrig er uns erscheinen mag. Unter Wert wird nicht verkauft, sondern dann landet das Zeug auf der Halde."

Das Preisvergleichen suggeriert ein Schnäppchen und für den Käufer ist es vielleicht auch eins, aber er wird nie billiger als Einkauf und/oder Herstellung sein. Fiele der tatsächlich unter diese Grenze, s.o.

Gehen wir jetzt zu den grossen Ketten, so stelle ich z.B. fest, dass in erster Linie die beworbenen Produkte in Mengen vorhanden sind und der Rest ist überschaubar. Da hängt dann fiktiv eine halbe Regalwand mit genau einer Sorte SSD zu einem tatsächlich günstigen Preis voll und drumherum eine Handvoll einzelner Exemplare anderer Hersteller, die gefühlt eher als Füllstoff dienen.

So gross sind die Lager nicht mehr und evtl. nötiger Nachschub wird lieber kurzfristig herangekarrt statt vorgehalten. So nehme ich an, dass selbst die von Dir erwähnten Patronen nicht in exorbitanten Massen hinter der Wand liegen. Auf den Preis bezogen sind die preislich im Rahmen dessen, was selbst über Vergleichen anderer Angebote kaum anders ist bzw. der Versand am Ende für den Kunden dieselben Kosten bedeutet. Hat dann mal einer online doch einen tatsächlich günstigen Preis, steht ziemlich sicher dabei 'solange der Vorrat reicht' und 'Angebot gilt für die und die Zeit und kann jetzt anders sein'. Das wird schnell vergessen und wie oft, wie viele und ob überhaupt etwas zu diesem Preis verkauft wurde, lässt sich nahezu nicht nachvollziehen.

Das trifft auch auf die Ladenhüter zu. Die Ketten bezahlen ganze Heerscharen an Beratern für ein Schweinegeld, die m.E. inzwischen fast auf Geräte genau abschätzen können, wieviel sich innerhalb welcher Zeit zu welchem Preis verkaufen lassen oder andersherum, wie billig/teuer ein Teil plus Zubehör als Beifang sein darf, um verkauft zu werden. Dem leisten wir z.B. durch das Vergleichen per App sogar noch Vorschub und liefern so mögliche Preisgrenzen frei Haus mit, siehe so die Sache mit den Algorithmen.
Ist dann ein Produkt in diesem ersten Aufwasch nicht dabei, dreht es noch einmal eine Runde als gesenktes Einzelstück oder es gibt einen Abverkauf/Neueröffnung oder so, um zum Kauf zu animieren. Wird es dann immer noch nicht vertickt, landet es vielleicht noch bei solchen Krämern wie Pearl und selbst dort wird das Zeug niemals unter Wert verkauft. Wenn die es auch nicht loswerden, kann es vielleicht noch einen Zwischenhändler geben, der so etwas als zweite/dritte Wahl oder Rückläufer verscherbelt und was dann nicht unter´s Volk gelangt ist, fliegt auf die Halde.

Wenn dann neue Geräte in die Läden wandern, sind von den alten schon gar nicht mehr so viele da. Selbst da sind die Ketten im Vorteil gegenüber kleinen Einzelhändlern, weil diese vielleicht auf 1000 verkaufte Einheiten 5 vorrätig haben, während der kleine Kruschter pro 10 evtl. noch einen in Reserve hat. Er hat damit theoretisch also von Haus aus bereits mehr Risiko oder muss auf Nachfrage bestellen und liefern lassen. Das dürfte dem Verkaufserfolg jedoch eher abträglich sein, da die meisten Kunden den Klunker ja sofort wegtragen wollen.
All die Kosten wie Transport, Arbeit, Lager, Herstellen - die Berater! - sind bereits im Preis enthalten, selbst für die Dinger, welche gar nicht verkauft werden.

Tja - wenn ich dann den Zubehör-Schmonz so sehe, versuche für ein nicht mehr taufrisches Teil noch etwas zu bekommen. Da hängt die ganze Wand voll, aber nur mit Krempel für aktuelle Teile. Alles was über einen imaginären Zeitraum hinaus geht, ist selbst in den Wühltischen nicht mehr vorhanden.

Wo ist der ganze Kram aber dann, wenn er nicht einmal mehr im Lager ist?

Entweder wurde das ebenfalls aufgekauft von kommerziellen Fritzen und ist evtl. noch auf dem Flohmarkt oder in der Bucht zu finden - oder es fliegt am Ende im Zustand neu, nur eben einen Zeitraum x alt und unverkauft auf den Müll.

Das Produzieren auf Halde und Verkaufen von Dingen, deren Bedarf nicht vorhanden ist, sondern nur erzeugt wird (verzeihe mir die Tautologie 'künstlich'), ist innerstes Gesetz dieses Gesellschaftssystems.

Das Beispiel ist hier von einem Portal, welches ich zwar nur ungern verlinke, es jedoch am plakativsten aufzeigt:

http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2014/05/die-globale-halde-unverkauften-autos.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article156640307/Zehntausende-Volkswagen-rollen-in-die-Schrottpresse.html

http://www.t-online.de/auto/news/id_71596770/produktionspanne-bei-vw-700-neue-passat-in-schrottpresse-gewandert.html

Diese Waren sind bereits produziert und werden vernichtet, bevor sie überhaupt in den Handel gelangen. Das trifft nicht nur auf Autos zu, sondern auf alle Waren. Bezahlt werden die dennoch mit und haben andererseits alleine über das Herstellen Profit gebracht.

Was das Brauchen solcher Dinge an sich betrifft - niemand braucht einen Fernseher, ein Auto und andere Dinge zum Leben, aber noch weniger braucht man diese ständig neu nach einem immer kürzer werdenden Zeitraum. Das geht zwar schon wieder mehr in Richtung Obsoleszenz, hat aber dieselbe Ursache, dass einfach immer mehr produziert werden muss und zu einem guten Teil dann auch verkauft, obwohl normalerweise vom Gebrauchswert noch kein Grund bestünde, das bisherige Produkt zu erneuern und damit in aller Regel wegzuwerfen.

Das ist das Invasive dieses Systems, welches immer auf Halde produziert und darüber grundsätzlich mehr an Ressourcen verbraucht als tatsächlich benötigt werden. Kombiniert man das noch mit dem ironischerweise als Wertschöpfung bezeichneten und als notwendig verklärtem Wachstum, dann ist es eigentlich erstaunlich, wie lange die arme, alte Mutter Erde samt Natur das schon erträgt. Der imaginäre finale Knall hätte so gesehen schon längst erfolgen müssen.

Man sieht ergo, dass das Eine nicht vom Anderen getrennt zu betrachten ist, Preis und Wert einer Ware jedoch zwei Dinge sind - hier kurz angerissen:

http://kulturkritik.net/begriffe/begr_txt.php?lex=preis

http://kulturkritik.net/begriffe/index.php?lex=wert

http://kulturkritik.net/begriffe/begr_txt.php?lex=unbezahltearbeit

Im Warentausch auf den Märkten der Welt treibt die Konkurrenz der Warenhändler den Preis der Waren im Durchschnitt auf das Niveau, das ihre Herstellung und ihr Handel (einschließlich Transport, Versand, Händlerlohn usw.) kostet. Es sind die Bedingungen der so genannten "freien Marktwirtschaft", die als Preis einer Ware nur das ermittelt, was die Reproduktion einer Ware, also ihre Erzeugung und ihr Dasein auf dem Markt realisiert, indem er diese finanziert.


Kurz gesagt: Der Gewinn als Profit eines Produkts für den Produzenten ist über den Anteil unbezahlter Arbeit in der Produktion bereits enthalten, bevor dieses überhaupt verkauft, sondern einfach nur hergestellt wurde.
Der Gewinn als Profit für den Händler besteht solange, wie er das Produkt als Ware zu einem Preis über ihrem Wert verkauft. Fällt der Preis unter diesen, fliegt das Produkt vom Markt. Bis dahin ist über die Differenz Preis<->Wert soviel Gewinn nötig, um den theoretischen Verlust der abzuschreibenden=wegzuwerfenden Waren auszugleichen. Schafft der Händler das wegen eines Fehlkalkulierens oder warum auch immer nicht, ist er pleite. Das geschieht immerfort innerhalb dieses Systems und am Ende bleiben nur eine Handvoll Grosser übrig, die letztendlich marktbeherrschend und -bestimmend sind.

--------------------

Das diese Sendungen vordergründig als Kritik und Information zum Verbraucherschutz daherkommen und stattdessen diesen Irrsinn und damit auch die gesellschaftlichen Egoismen meist noch forcieren, indem sie suggestiv den 'mündigen Verbraucher - haha' regelrecht dazu anleiten, auch noch das vermeintlich letzte Quäntchen aus jedem Deal herauszuholen und sei es um Cent-Beträge, dieses Lichtlein ist zumindest mir schon längst aufgegangen. Daher sind die meisten dieser Markt-Sendungen für mich toter als tot und zur reinen Verarsche verkommen, siehe mein erstes Posting in diesem Thread.

Wer Einkäufe bei Discountern mit irgendwelchen wahllos zusammengewürfelten Produkten vergleicht und dann bei Preisunterschieden von plusminus 5€ bei derartigen Einkäufen noch etwas von 'Qualitätsunterschieden' daherfaselt und das als investigativen Journalismus verkauft, hat seine Grütze am Eingang abgegeben.
Wer als Zuschauer diesen Murks nur konsumiert, um darüber abzuledern, anschliessend in dieselbe Kerbe reinzukloppen um seines kleinen, beschissenen Egos und der Kurzzeitbefriedigung willen, statt wenigstens die Erkenntnis daraus zu ziehen und sein Kauf- und Gebrauchsverhalten zu ändern, soweit es eben möglich ist, ebenfalls.

Inneren gesellschaftlichen  Zusammenhalt schafft man so nicht (als ob wir nicht schon genug unter dem Mangel an inneren Zusammenhalt zu leiden hätten) und leider sind auch die Kritiker von Verkaufspraktiken oft nicht besser, da sie oft einseitig kritisieren und damit nur dem Kunden in die Karten spielen.


Diesen Gedanken habe ich selbst abseits des allgemeinen Verkaufsverhaltens in meinem Schrank der Wünsche für eine andere Welt schon lange ganz hinten hängen...

"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an idiot (or an economist)" - Hellsongs
bei Antwort benachrichtigen