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News: Nachhaltig oder Quatsch?

Solar-Rucksack für Smartphones - mobile Reserveenergie

Michael Nickles / 9 Antworten / Flachansicht Nickles
Rucksack-Solarladegerät für Smartphones. (Foto. Sandberg)

Im Handel gibt es längst diverse Solarladegeräte mit eingebautem Akku und USB-Anschluss um Geräte mobil mit Energie versorgen zu können. Der Zubehöranbieter Sandberg erweitert das Angebot jetzt um eine "Solar-Rucksack-Lösung" für Smartphones.

Das Modell Solar Powerback 3000 ist mit MicroUSB- (45 Euro) oder Lightning-Anschluss (52 Euro) lieferbar. Beide Modelle haben jeweils einen 3.000 mAh Akku drinnen und werden auf die Rückseite von Smartphones "geklemmt", wobei das Gerät bis zu 16,5 cm hoch sein darf.

Anders Petersen, Produktmanager bei Sandberg A/S, sagt: "Wir erfüllen mit dem neuen Powerback gleichzeitig mehrere Anforderungen. Das Design ist eindrucksvoll. Cool ist auch dass der Akku einfach an der Rückseite des Mobiltelefons befestigt werden kann, dass lose Kabel vermieden werden und schließlich ist es eindeutig von Vorteil, dass man den Akku mit Solarzellen laden kann. Trotzdem geht es um ein einzelnes Bedürfnis, nämlich die optimale Laufzeit für das Handy zu sichern."

Michael Nickles meint:

Reden wir also mal über solche Solar-Dinger. Ob die Sandberg-Lösung in Frage kommt, hängt gewiss stark vom Smartphone ab. Auf den Produktbildern sieht es so aus, also ob sich die obere Klemmhalterung in der Mitte befindet, also eventuell eine dort befindliche Kamera verdeckt. Unten geht Sandberg wohl davon aus, dass sich der USB-Anschluss in der Mitte befindet (was nicht standardisiert) ist.

Aus dem Bildmaterial beziehungsweise dem einen Bild von Sandberg geht leider nicht hervor, ob die Klemmvorrichtung flexibel ist. Reden wir also über Leistung, Sinn und Zweck. Wer als "Extremsportler" lange outdoor unterwegs ist und keine Chance zum Laden an einer Steckdose hat, dem bleibt natürlich nur so eine Solarlösung. Andererseits ist laut Sandberg-Mitteilung auch der Faktor "kostenlos" und "umweltfreundlich" ein Argument. Theoretisch kann man den "Solarrucksack" also auch einfach Zuhause am Fensterbrett in der Sonne liegen lassen und seine USB-Geräte dann daran aufladen.

Dazu braucht es aber dann keineswegs diese Rucksacklösung - der Markt ist voll mit günstigeren USB-Solar-Ladeprodukten, die deutlich mehr Leistung versprechen, beispielsweise einen 10.000 mAh Akku und nur rund 20 Euro kosten. Aber zu den technischen Daten: das Solarpanel liefert laut Sandberg 0.8 W / 160 mA. Es dürfte also 18 Stunden dauern, bis der Akku damit geladen ist. Wer schließlich ein mobiles Gerät mit fetterem Akku als 3.000 mAh hat, der kann es mit dem Solar-Rucksack vermutlich kaum am Stück aufladen.

Zur Klärung der Nachhaltigkeitsfrage gilt schließlich zu berechnen, wie viel Strom aus der Steckdose man für rund 50 Euro kriegt und wie oft sich ein Gerät damit mit "3.000 mAH" aufladen lässt. Ein ganz entscheidendes Kriterium verschweigt Sandberg schließlich: das Gewicht des "Solar-Rucksack". Bei den Informationen wird lediglich das Gewicht der Verpackung mit 450 Gramm angegeben. Es ist also zu vermuten, dass der Solar-Rucksack kein Ultraleichtgewicht ist. Vielleicht ist es da sinnvoller, gleich ein Smartphone mit richtig fettem Akku zu kaufen.

Das Oukitel K10000 mit seinem 10.000 mAh wiegt vergleichsweise nur 314 Gramm (was schon recht schwer ist!). Das Gerät mit dem Megaakku kostet inzwischen übrigens nur noch rund 132 Euro. Zu betonen ist übrigens auch, dass dieses Smartphone ein enorm helles Display hat, das selbst bei starkem Sonnenlicht noch nutzbar ist. Das Xiaomi Redmi Note 3 Pro kann das auch recht gut, kommt da aber nicht an das Oukitel K10000 ran.

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schimi3 gelöscht_325625 „Cool der Beitrag, der mich gleich Ansprach. Denn: Ich habe mir mal solch ein ähnliches Ding aus China schicken lassen. ...“
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Hallo die Runde!

Zeit für einen Roman zum Nachmittag, aber von einem Nutzer mehrerer ähnlicher Geräte mit unterschiedlicher Spezifikation.

Ich habe mir vor einiger Zeit so ein ähnliches Gerät zu gelegt und zwar von pearl (PX-1858). Dieser Akku hat 8.000mAh und zwei unterschiedlich stark belastbare Ausgangsbuchsen (z.B. Handy und Tablet gleichzeitig, wichtig!). Eine gute Lampe sowie Wasserfestigkeit (falls nichts angesteckt ist, die unverlierbaren Gummiabdeckungen sind wirklich gut) und outdoortauglich mit Gummiecken etc...

Soweit, so gut. Punkt laden und entladen... Ich muss vorausschicken, dass ich über ein zwar  ziemlich altes, aber erstklassiges Messgerät verfüge (Fluke 85, damals absolute finanzielle Schmerzgrenze für einen privaten Käufer, um das Geld hätte ich eine Armada an Voltcraft-Geräten erhalten), sowie eine Zwischenbox zum Messen von USB-Strömen (gibt es als Bausatz, benötigt aber ein eben sehr gutes, praktisch verlustloses Multimeter mit extrem geringem Spannungsabfall).

Normal laden mit verschiedenen Steckernetzteilen usw.: zwischen 300 und max.480mA bringt man eingangsseitig rein, d.h.,das Gerät regelt knapp unter 500mA ab. Obwohl am Typschild steht: Input DC/5V/1,5A und eines der Steckernetzteile ebenfalls die angeblichen max. 1500mA am Schild hat / und die auch wirklich bringt, Zubehör für ein Kartenlesermodul mit 3-fachem USB-Hub. Nun kann man sich unschwer ausrechnen, wie lange ein kompletter Ladevorgang dauert, der Stromfluss schwankt zwischendurch bis zyklisch etwa im Bereich von 100mA weniger, ob von der Netzteilregelung oder der Schutzelektronik des Akkus kann ich nicht beurteilen. Das fiel mir auf, da ich ja zu den Messzwecken die Auto-shutoff Funktion des DMM deaktiviert hatte.

Nun kann man nun nach langer Schreibe rechnen, wie lange das Aufladen des 8.000mAh-Teiles WIRKLICH dauert, richtig, da vergeht locker mindestens ein gesamter Tag, inkl. der dunklen Nachtzeiten. Die hier verbaute Solarzelle dürfte geringfügig größer sein als beim Gerät des MN, habe gerade gemessen: 55x104mm, der Hersteller nennt 1W/180mA als Maximalleistung. Also sollte man die Erwartungen an die Solarzelle nicht allzu hoch stecken, speziell bei höherer Akkukapazität. "Echtes" Laden dauert immer, eine kurz angezeigte hohe Oberflächenspannung nach Trennen eines Netzteiles bei halbgeladenem Akku verflüchtigt sich rasch (das sorgt aber immer wieder für Meldungen wie etwa sinngemäß: "... Revolutionäre neue Ladetechnik, 70% bereits nach 10 Minuten...", die sollen lieber mal Physik lernen, wenn sie nicht den passenden Akku dazu haben - haben können)

Praxistest im Alltag, Freibad, vorletzter Sonntag: da konnte das Gerät erstaunlich gut punkten. Alle Akkus zu Beginn voll, legte ich den Akku gleich in die Sonne und stöpselte mein Smartphone an, zwecks stundenlangem Schmökern außerhalb der Zeiten im Wasser. Dank einer Batterie-App des WP, welche wesentlich ausführlicher ist als das windows-Bordmittel, konnte ich sogar beobachten, wann das Phone lud und wieder abschaltete. Gefühlsmäßig deckte die Solarzelle einen beträchtlichen Teil des Stromverbrauches ab, der Akku blieb voll (LED-Anzeige mit 4 LED's á 25%, eine davon wechselt auf rot bei Solarladung). Bei Anschluss eines Gerätes schaltet sich der Akku samt der %-LED's selbst ein, diese Funktion hat aber bei bestimmten Umständen (ich vermute, wenn beide Seiten angenommen halb leer sind) seine Tücken, jedoch ist ein "echter" Einschalter auch vorhanden. Die Bedienungsanleitung ist da nicht mehr aktuell oder falsch übersetzt.

Fazit: für die verlangten 25 Kröten (inkl. einem Ladekabel ohne Daten-pin-Belegung, dafür wird nicht immer eine USB-Verbindung angefragt bei anderer Verwendung) kann da an sich nichts gröber schief gehen. Nur bei den Ladezeiten per Solar möge man die Erwartungen am Boden behalten angesichts der Stunden mit Sonnenschein oder Helligkeit (die rote Lade-LED kommt bereits sehr bald) und Milchmädchenrechnung der Gesamtkapazität, was keine Werbung erwähnt. Aber immerhin konnte an diesem Nachmittag die Schwester meiner Holden ihr leeres Tablet problemlos dazu stöpseln, natürlich am Ausgang mit max. 2,1A, und dennoch kräftig saugen und surfen...

Dennoch finde ich die Idee des Akkus, welchen MN da erwähnt, als sehr gut vom Prinzip her. Was mir weniger einleuchtet, ist das extrem hohe Gewicht von 450Gramm für 3.000mAh. Druckfehler oder Bleigehäuse? pearl nennt für meinen Akku ein Gewicht von 209Gramm, was auch durchaus einleuchtet, wenn man etwa Handyakkus bis zu dieser Kapazität auf die Küchenwaage legt.

Grüße aus Ösiland! schimi3

PS: sollte jemand Zweifel oder Interesse daran haben, wie ich Betriebsströme (nicht Daten) innerhalb von USB-Verbindungen messen kann: ruhig fragen, dann stelle ich ein aussagekräftiges Foto samt Details der sauberen Messung rein, es existieren da ja die fragwürdigsten Zwischenadapter, welchen durch eigenen Stromverbrauch für Anzeigen usw. das echte Ergebnis speziell bei Kleinstverbrauchern empfindlich verfälschen.

Alle meine Angaben sind ohne Gewehr. Aktualisierung: mein Foto im Profil ist nicht mehr aktuell, ich wurde (noch) schöner. ;-)
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